Der mit grosser Spannung erwartete Final der Swiss WINFORCE League war ein Krimi und endete aus Willisauer Sicht in einem Drama. Nach einer guten ersten Hälfte geben die Lions im zweiten Abschnitt den Sieg noch aus den Händen. Somit sind die Willisauer nächste Woche bereits unter Zugzwang.

Die Atmosphäre war gigantisch: Eine randvolle Bachmattenhalle in Muri, zwei Fanlager, welche für sensationelle Stimmung sorgten. Die Final-Affiche zwischen Willisau und Freiamt hat nichts von seinem Reiz verloren und bot beste Kulisse für das Saisonhighlight. Die Lions sorgten mit einigen Umstellungen in der Aufstellung für Überraschungen. Dies zahlte sich am Ende nicht aus. Im letzten entscheidenden Kampf kippte der Sieg nach auf die Seite der Aargauer. Ausgerechnet im ersten Final setzt es die erste Saisonniederlage für die Grafenstädter ab.

Gute erste Hälfte

Dabei begann eigentlich alles mehr oder weniger nach Plan. Im ersten Kampf trafen Timon Zeder und Nils Leutert aufeinander. Wie erwartet wurde es ein taktischer Abnützungskampf. Leutert ging in Führung, kurz vor Schluss konnte der Willisauer beinahe die gewinnbringende Wertung erzielen, der Freiämter verteidigte aber stark und gewann somit mit 2:0. Einen fantastischen Auftritt zeigte Delian Alishahi. Er liess dem etwas leichteren Roman Zurfluh keine Chance. Der Freiämter war gegen den stürmischen Vorwärtsgang von Alishahi dermassen machtlos, dass er in der zweiten Hälfte aufgrund Passivität disqualifiziert wurde. Auch Dimitar Sandov zeigte eine «löwenstarke» Leistung. Verlor er in der Qualifikation noch gegen Nino Leutert, agierte er taktisch sehr klug und gewann am Ende verdient mit 5:4. Damit war man absolut im Soll. Ein erster kleiner Dämpfer gab es dann bis 97 kg Freistil. Gleich zu Beginn musste Samuel Scherrer bei einer Unaufmerksamkeit einen Punkt abgeben. Der Willisauer liess darauf aber dem Leihringer der Freiämter keine Chance mehr und gewann mit technischer Überlegenheit. Im letzten Duell vor der Pause kam es zum Duell zwischen Mansur Mavlaev und Michael Bucher. Der 17-jährige Willisauer ging mit einem schönen Beinangriff in Führung. In der Folge konnte auch Bucher punkten, Mavlaev sorgte aber dafür, dass es nur zu einer 1:2-Niederlage kam. Somit führten die Lions zur Pause mit 11:6. Der Fahrplant stimmte, man durfte mit diesem Zwischenresultat mehr als zufrieden sein.

Aufstellungspoker ging nicht auf

Nach der Pause kam es überraschend zum Duell zwischen Stefan Reichmuth und Marc Weber. Aufgrund der taktischen Überlegungen liess man «Stifi» im ungewohnten griechisch-römischen Stil antreten. Gegen den physisch äusserst starken Marc Weber ging Reichmuth geschickt vor und konnte am Mattenrand punkten. Durch Passivitäten ging Weber dann in Führung. Stifi kämpfte beherzt, konnte noch einmal verkürzen, es reichte aber nicht mehr für den Sieg. So gewinnt Weber erneut, ohne einen einzelnen technischen Punkt erzielt zu haben. Es war der Anfang vom Willisauer Unheil. Im folgenden Kampf bis 70 kg Greco kam es erwartet zum Duell zwischen Roger Heiniger und Pascal Strebel. Heiniger kämpfte von Stand gut mit, es reichte jedoch nicht für einen Passivität. Strebel hingegen konnte am Boden punkten und sicherte sich so den Freiämter den 3:0-Sieg. Somit stand es drei Kämpfe vor Schluss nur noch 12:11 für die Lions. Bis 79 kg kam es zu einem speziellen Duell. Tobias Portmann traf auf seinen ehemaligen Nationaltrainer, den 45-jährigen Reto Gisler. Wie gewohnt gab es für «Tobi» nur eine Richtung: vorwärts. So sammelte er Punkt um Punkt, aber auch er musste bei einer Unaufmerksamkeit einen Punkt liegen lassen. Man spürte in der Halle bereits, dass es zu einem dramatischen Finish kommen könnte. Im vorletzten Duell bis 74 kg Freistil kam es zur Begegnung zwischen Mirco Studer und Nico Küng. Der Freiämter konterte geschickt und ging in Führung, Studer konnte aber den budgetierten Punkt kurz vor Schluss noch sichern. Es stand also vor dem letzten Duell 16:15 für die Lions. Im letzten Duell kam es erstmals zum Aufeinandertreffen zwischen Jonas Bossert und Yves Müllhaupt. Bossert wollte gleich mit einem Hüftschwung loslegen, gab dann aber zwei Punkte ab und wurde zugleich verwarnt. Auch die Video-Challange wollte an der Aktion nichts mehr ändern und so lag der Willisauer schon nach wenigen Sekunden mit 0:5 zurück. Bossert kämpfte darauf beherzt und verkürzte bis auf 3:5. Die passive Ringweise des Freiämter Leihringers wurde leider nicht mit einer Bodenlage bestraft, so musste Bossert kurz vor Schluss riskieren und fiel prompt noch in einen Hüftschwung. Die Gäste jubelten, das Willisauer Drama war somit perfekt.

Aufstehen und weiter gehen

Im ersten Moment konnte dies auf der Willisauer Seite niemand so richtig fassen. Man hat tatsächlich ausgerechnet an diesem Abend die erste Saisonniederlage einstecken müssen. Die Enttäuschung wandelte sich aber in der Garderobe bald in Zuversicht, die Lions werden auch dieses Jahr den Kopf nicht hängen lassen. «Wir sind in der zweiten Hälfte richtiggehend in eine Negativspirale gekommen, im letzten Duell kam dann noch etwas Pech hinzu», resümierte Cheftrainer Thomas Bucheli. Die grosse Leaderfigur der Lions, Stifi Reichmuth, motivierte aber sogleich das Team. «Wir kommen wieder, keine Frage. Nächste Woche in unserem Hexenkessel wird es eine völlig andere Ausgangslage sein», gab sich der 25-jährige Saisonüberflieger aus Grosswangen kämpferisch. «Never change a winning team», heisst es ja so schön. Vielleicht hätten die Lions an diesem Slogan festhalten sollen, wer weiss. Gigantisch waren erneut auch die Willisauer Fans. Die Stimmung war einmal mehr unglaublich. So müssen die Lions also nächsten Samstag zu Hause gewinnen, um einen dritten Kampf erzwingen zu können. Die Willisauer werden alles daransetzen, um die Serie ausgleichen zu können.

Gewicht RS Freiamt RC Willisau Lions EP SA MP
57 F Leutert Nils Zeder Timon 4:0 PS 2:0
61 G Leutert Nino Sandov Dimitar 4:5 PS 1:2
65 F Bucher Michael Mavlaev Mansur 5:1 PS 2:1
70 G Strebel Pascal Heiniger Roger 10:0 PS 3:0
74 F Küng Nico Studer Mirco 7:1 PS 3:1
74 G Müllhaupt Yves Bossert Jonas 9:3 PS 3:1
79 F Gisler Reto Portmann Tobias 1:9 PS 1:3
86 G Weber Marc Reichmuth Stefan 6:4 PS 2:1
97 F Vollenweider Jeremy Scherrer Samuel 2:18 TU 1:4
130 G Zurfluh Roman Alishahi Delian 0:14 DQ 0:4

Schreibe einen Kommentar