Stefan Reichmuth scheidet an den Olympischen Spielen in der Repechage aus. Zuvor besiegte er den Algerier und verlor darauf gegen Weltmeister Yazdani. In der Hoffnungsrunde war es gegen den Usbeken eine knappe Angelegenheit. Reichmuth war am Ende schwer enttäuscht, seine Fans und Weggefährten zeigen sich sehr stolz. Er holt am Ende einen achten Platz, welches im ein Olympisches Diplom beschert!

Stifi Reichmuth mit Teamkollege Sämi Scherrer (l.) und dem Olympischen Diplom.
Schlussrangliste – oberes Tableau. Stifi belegt den guten achten Schlussrang von total 16 startenden Ringer.
Zuerst bittere Tränen von Stifi Reichmuth – die ganze Ringerschweiz litt mit (Screenshot SRF).

Interview und Zusammenfassung:

2. Niederlage im 3. Kampf – Ringer Reichmuth bleibt in Tokio ohne Medaille – Sport – SRF

Schon am Tag zuvor war in ganz Grosswangen und Willisau ein Kribbeln zu spüren. Endlich ist es so weit: Stefan «Stifi» Reichmuth ringt an den Olympischen Spielen in Tokio. Bereits am Vortag wurde gelost, und das Los war verheissungsvoll. Da wie gewohnt an Olympischen Spielen nur 16 Teilnehmer pro Gewichtsklasse zugelassen sind, starten alle Ringer im Achtelfinale. Dort wurde Stifi der Algerier Fateh Beneferdjalla zugelost. Dieser qualifizierte sich am kontinentalen Turnier in Afrika und gewann bereits mehrere Medaillen an Afrikanischen Meisterschaften. Trotzdem war es ein machbares Los für den Grosswanger. Der Algerier musste besiegt werden, denn bereits im zweiten Kampf würde Weltmeister Yazdanicharrati aus dem Iran warten.

Abgeklärter erster Kampf, chancenlos gegen Yazdani

Kurz nach 04:30 Schweizer Zeit ging es dann endlich los: Stifi betritt die Matte in Tokio. Die Stimmung am Public Viewing kochte. Es schien so als könnte dies Stifi mithören. Denn der 26-jährige zeigte einen sehr starken und abgeklärten Kampf. Mittels Passivitätstzeit und einem schönen Beinangriff dazu ging Reichmuth mit 3:0 in Führung. Dies war auch gleichzeitig der Pausenstand. Dort erhielt er von Trainer Nicolae Ghita und Teamkollege Sämi Scherrer noch einige Worte mit auf den Weg. Im zweiten Abschnitt konnte Stifi seine Führung durch seine offensive Kampfweise auf 6:0 erhöhen. Nur kurz vor Schluss musste das Aushängeschild der RCW Lions dem Nordafrikaner zwei Punkte zugestehen, er brachte aber die Führung problemlos über die Zeit. In Grosswanger wurde es nun richtig laut. Stifi steht also im Viertelfinal in Tokio, der Gegner heisst dort wie erwartet Hassan Yazdanicharrati, genannt Yazdani.
Gut eine Stunde später stand der Viertelfinal auf dem Programm. Kommentiert wurden die Kämpfe ausserdem von Thomas Bucheli, der als Co-Kommentator für das SRF angefragt wurde. Es war eine grosse Entschlossenheit in den Augen des Grosswangers zu sehen. Der Kampf startete dann auch mit einem grossen Paukenschlag: Einmal heftig am Kopf anreissen, das Bein angreifen und mit voller Power zum Mattenrand gehen – schon stand es 1:0 für Reichmuth. Wahnsinn, Grosswangen kochte! Konnte Stifi dem amtierenden Weltmeister und Olympiasieger von 2016 tatsächlich die Stirn bieten? Leider hiess die Antwort in der Folge klar Nein. Den Yazdani zeigte sich unbeeindruckt und fand nach wenigen Sekunden zu seinem Kampfstil. So konnte er seine geliebte Position einnehmen und Stifi auf der rechten Seite mit dem Arm aufstellen. Der Iraner agierte derart offensiv, dass sich Stifi nur noch im Rückwärtsgang befand. Auch am Boden gelangen dem Favoriten Wertungen und so stand es nach kurzer Zeit 12:1 für Yazdani. Stifi war zwar geschlagen, doch die Hoffnung auf die Finalqualifikation des Olympiasiegers bis 74 kg von Rio war natürlich sehr gross. Yazdani wurde auch im Halbfinal seiner grossen Favoritenrolle gerecht und zeigte gegen den Russen Naifonov keine Probleme. Somit war die Hoffnungsrunde für Stifi Tatsache. Sein Gegner dort: Der Usbeke Javrail Shapiev. Der 24-jährige Asiate holte mit dem Sieg am Asian-Turnier in Kazachstan die Olympiaqualifikation. Es konnte ein offenes Duell erwartet werden. Mit einem Sieg könnte sich Stifi im Bronzekampf mit dem Russen Naifonov messen.

Out gegen den Usbeken

Kurz nach 04:00 Schweizer Zeit stand der Kampf gegen den Usbeken auf dem Programm. Der grossgewachsene Asiate erwies sich schnell als sehr unbequem. Durch eine Passivitätszeit ging Shapiev in Führung. Reichmuths Antwort kam aber postwendend, mit einer schönen Wertung am Mattenrand ging er in Führung. Das Kampfgericht entschied sich für eine Zweierwertung – mit etwas mehr Glück hatte auch eine Viererwertung herausgeschaut. Kurz vor der Pause punktete der Usbeke nochmals mit einem Blitzangriff und ging so mit 3:2 in Führung. Nach der Pause agierte der Usbeke geschickt, wie schon der Iraner konnte er den Grosswanger mit dem rechten Arm aufstellen und so Angriffe von Stifi vermeiden. Reichmuth gelang es, Shapiev aus der Matte zu stossen, dies wurde allerdings mit einem Punkt für den Usbeken gewertet, da der Schweizer zu fest am Trikot des Gegners hielt. Dies, nachdem Nationaltrainer Ghitae die «Challenge» geworfen hat, die Situation wurde also nochmals angeschaut. Es stand somit bereits 5:2 für den Asiaten. Stifi lief nun die Zeit davon, er probierte alles, doch Shapiev konnte Stifis Angriffe blockieren und verteidigen. So endet das Abenteuer Olympia für Reichmuth in der Hoffnungsrunde. Weltmeister wurde schlussendlich David Taylor, der kurz vor Kampfende gegen Yazdani den Sieg für das Team USA klar machte.

Bittere Tränen – Ankündigung für Paris

Kurz danach gab der Grosswanger dem Schweizer Fernsehen SRF ein Interview. Es war sehr berührend. Unter Tränen zeigte sich Reichmuth, trotz sehr guter Leistung über das ganze Turnier, sehr enttäuscht. «Ich wollte eine Medaille, das habe ich nicht erreicht. Olympia ist ein so toller Anlass –  ich hoffe, dass ich es in Paris besser machen», so der emotionale Reichmuth. Auf den sozialen Medien gab es zahlreiche Reaktionen, aber alle waren sich einig: Stifi, wir sind sehr stolz auf dich und gratulieren dir zu einem sehr guten Resultat an den Olympischen Spielen 2021.

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