Auch in den Playoffs geht die Siegesserie der Willisauer weiter. Im ersten Halbfinal der Swiss WINFORCE League gewinnen die Grafenstädter sicher mit 21:15. Der Kampf bot einige Überraschungen, mit dem Sieg stösst der amtierende Meister die Tür für den Final weit auf. 

Jonas Bossert besiegt David Hungerbühler im letzten Kampf des Abends mit einem Geniestreich (Foto TI).
Musste trotz dominierender Kampfweise seine erste Saisonniederlage hinnehmen: Tobias Portmann im Duell mit Kaderkollege Marc Dietsche (Foto TI).

Mit grossem Selbstvertrauen reisten die RCW Lions am Samstagnachmittag in die Ostschweiz. Für die erste Überraschungen des Abends sorgten vorerst die Gastgeber. In den unteren beiden Gewichtsklassen wurde bei den Rheinthaler viel Gewicht «gekocht», was doch für etwas Erstaunen auf Seite der Lions sorgte. Ansonsten waren die Mannschaften ungefähr so, wie man es erwarten konnten. Man musste mit einer Überraschung der RSK auf der Waage rechnen. Dementsprechend unbeeindruckt gingen die Lions nach einer tollen Mannschaftsbesprechung auf die Matte, um dem vierten Final in Serie einen Schritt näher zu kommen. Am Ende hatten beide Teams fünf Siege auf dem Konto, wobei die Lions die höheren Siege verbuchen konnten und somit den Sieg zurück ins Luzerner Hinterland brachten. 

Wichtige Zu-Null-Siege vor der Pause 

Den Anfang des Kampfes haben sich die Lions allerdings anders vorgestellt. Florian Bissig agierte gegen den überraschend bis 57 kg angetretenen Routinier Christoph Wittenwiler zu passiv. Es fehlte die nötige Körperspannung, Bissig lag früh sehr hoch zurück. Bei einer unglücklichen Aktion verletzte sich das Nachwuchstalent am Knie und musste den Kampf forfait aufgeben. Wir wünschen an dieser Stelle «Flori» gute Besserung! Diesen Dämpfer konnte man im folgenden Kampf aber gleich wieder wett machen: Bis 130 kg, Greco, konnte Delian Alishahi wie schon in der Vorrunde seinen Gegner Noel Hutter von Stand klar dominieren. Je länger der Kampf dauerte, desto schneller füllte sich das Punktekonto des 22-jährigen. Nach knapp fünf Minuten gewann Alishahi den Kampf der beiden Schwergewichte mit technischer Überlegenheit. Nach zwei Kämpfen war also alles wieder ausgeglichen. Im dritten Kampf des Abends kam es zu einer weiteren Überraschung. Timon Zeder traf bis 61 kg, Greco, auf dem ebenfalls eine Gewichtskategorie tiefer startenden Raphael Jäger. Der Grosswanger konnte durch eine Aktivitätszeit in Führung gehen. Danach machte sich die Gewichtsreduktion beim österreichisch-schweizerischen Doppelbürger mehr und mehr bemerkbar, Zeder konnte mit zunehmender Kampfdauer den Kampf klar dominieren. Nach sechs Minuten stand es 10:0 für den 24-jährigen, somit gingen drei weitere Punkte auf das Konto der Lions. Ebenfalls ohne Verlustpunkte blieb Samuel Scherrer bis 97 kg, Freistil. Er erfüllte gegen den Schwinger Fabian Uhlmann die Pflicht mehr als souverän und konnte mit schönen Beinangriffen seinen Kontrahenten noch in der ersten Hälfte auspunkten. Somit lagen die Lions bereits mit 11:4 in Front. Im letzten Kampf vor der Pause traf wie erwartet Lukas Bossert auf den starken Dominik Laritz. Bossert agierte überlegt, aber auch etwas passiv. Laritz schaltete in den wichtigen Momenten einen Gang höher. Dem Willisauer gelang es aber, nicht mit technischer Überlegenheit den Kampf zu verlieren, die Pflicht wurde also wiederum erfüllt. So ging es mit einem 11:7 aus Sicht der Willisauer Lions in der Pause. «Ich rechnete vor dem Kampf damit, dass wir mit einer knappen Pausenführung auf Kurs sind», kommentierte Coach Philipp Rohrer. «Mit vier Punkten Vorsprung sind wir zur Pause mehr als zufrieden, auch wenn natürlich die Verletzung von Florian Bissig schmerzt», gab der 35-jährige zu. 

Wieder sind Portmann und Bossert überragend 

Nach dem Pausentee kam es bis 86 kg, Greco, zur Begegnung zwischen dem 17-jährigen Yanik Bucher und dem erfahrenen 27-jährigen Damian Dietsche. Das grosse Talent der Lions agierte trotz sechs Kilogramm Gewichtsunterschied hervorragend und konnte dem Ex-internationalen mit einer schönen Viererwertung gar einen nicht budgetierten Punkt abluchsen. Dieser Punkt schaukelte Bucher nach Hause, auch wenn er mit technischer Unterlegenheit von der Matte musste. Darauf gab es wiederum ein Feuerwerk von Michael Portmann zu sehen. Gegen Kaderkollege David Loher agierte er bis 70 kg, Greco, gewohnt clever und beherrschte mit konsequenter Anwendung seiner Fassarten den Kampf. In der Bodenlage punktete er mit seinem Spezialgriff, dem seitlichen Ausheber. Auch in der zweiten Hälfte drückte der 19-jährige dem Kampf klar den Stempel auf. Bei der zweiten Bodenlage wurde der wunderschöne Ausheber gar mit der Maximalnote fünf belohnt, was gleichzeitig auch den Sieg durch technische Überlegenheit brachte. Ein weiterer sensationeller Auftritt des grossen Talents. Gespannt war man auf die Begegnung bis 80 kg Freistil. Andreas Reichmuth war nach verschiedenen Blessuren ins Team zurückgekehrt und traf wie schon in der Vorrunde auf den unbequemen Tobias Betschart. Der Kriessner punktet mit Aktivitätszeiten, ausserdem bekam Reichmuth noch eine Verwarnung wegen mehrmaligen Halten des Handgelenks. So endete dieser Kampf ohne technische Punkte mit 0:2 aus Sicht des 30-jährrigen Routiniers. Trotzdem war es ein gutes Comeback des Grosswangers. Im vorletzten Kampf bis 75 kg, Freistil kam es wie erwartet zum «Duell der Giganten» zwischen Tobias Portmann und Marc Dietsche. Portmann ging mit einer Aktivitätszeit in Führung, darauf konnte aber Dietsche mit einer schönen Aktion vier Punkte erzielen. Diese verwaltete der Rheintaler geschickt, Portmann dominierte zwar den Kampf, holte aber nicht mehr viel Zählbares. So musste der 21-jährige seine erste Saisonniederlage hinnehmen. So stand es vor dem letzten Kampf 15:15 für die Lions. Das kommende Duell versprach aber nochmals Spannung. Jonas Bossert traf auf den unberechenbaren David Hungerbühler. Willisaus Routinier agierte gewohnt geschickt. Mit einem Geniestreich konnte er seinen Kontrahenten bereits nach eineinhalb Minuten auf die Schultern befördern und somit weitere vier Punkte nach Willisau bringen. Die Ostschweizer reklamierten Beinarbeit, dies war aber auch auf den Videos nicht klar erkennbar. Der Kampf endete also mit einem Paukenschlag, die Lions erfüllten mehr als ihre Pflicht und zeigten auch im Halbfinalhinkampf eine richtig starke Leistung.  

Den Fokus aufrechterhalten und hoffen 

Dementsprechend zufrieden mit der Leistung war auch Cheftrainer Thomas Bucheli: «Wir haben heute eine sehr geschlossene Mannschaftsleistung gezeigt und auch nach dem anfänglichen Rückschlag die Ruhe bewahren», lobte der 43-jährige. Wichtig war auch die Unterstützung der beiden «Zugpferde» Stefan Reichmuth und Fredy Infanger im Eck der Lions. Mit ihrer unermüdlichen Unterstützung sorgen sie für das nötige Feuer im Lager der Lions. Die Willisauer werden aber bereits am Sonntag den Fokus auf den Rückkampf legen. Was neben der Matte Mitte Woche von der Landesregierung entschieden wird bezüglich der Corona-Situation, müssen und wollen die Athleten ausblenden. «Wir machen weiter, wo wir heute aufgehört haben. Das Team hält Hygiene-Massnahmen seriös und konsequent ein, über alles andere haben wir keine Macht. Wir rechnen mit dem zweiten Halbfinal am nächsten Samstag in Willisau und bringen uns nicht aus der Ruhe», kommentiert Sportchef Fredy Infanger, der nach dem Sieg begeistert war. Die RCW Lions werden laufend auf der Website und den Social-Media-Kanälen über die aktuelle Lage bezüglich Schutzkonzept informieren.

Kampf nachschauen: https://www.crowdcast.io/swisswrestling

RS Kriessern – RCW Lions 15:21 (7:11) 
SR Zimmermann, Grütter, Zurfluh, Sporthalle Bildstöckli, 300 Zuschauer 

57FWittenwiler ChristophBissig Florian13:0FF4:0
61GJäger RaphaelZeder Timon0:10PS0:3
65FLaritz DominikBossert Lukas9:0PS3:0
70GLoher DavidPortmann Michael0:18TU0:4
75FDietsche MarcPortmann Tobias4:2PS2:1
75GHungerbühler DavidBossert Jonas0:4SS0:4
80FBetschart TobiasReichmuth Andreas3:0PS2:0
86GDietsche DamianBucher Yanik19:4TU4:1
97FUlmann FabianScherrer Samuel0:15TU0:4
130GHutter NoelAlishahi Delian0:15TU0:4

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