Mission 14 ist geschafft – Willisauer Happy End
Was war das für ein dramatischer Fight! Die RCW Lions schlagen die RS Freiamt im dritten Final mit 17:16 und sind zum 14. Mal Schweizer Mannschaftsmeister. Jonas Bossert brachte erst im letzten Duell den Sieg nach Willisau.
Als «Hitchcook-Krimi», «Zangengeburt» oder «Ritt auf der Rasierklinge» wurde der dritte Final kurz nach dem Kampfende bezeichnet. Es zeigt den äusserst knappen Ausgang dieses denkwürdigen Duells. Dies alles konnte den Lions nun egal sein. Sie sind gerade zum 14. Mal Schweizer Meister geworden. In der BBZ-Arena mit über 2000 Zuschauern brachen nach dem hoch-emotionalen Duell alle Dämme. Jonas Bossert wird von der tragischen Figur zum grossen Helden. Die RS Freiamt zeigt einen bärenstarken Auftritt und verlangte den Lions alles ab.
Gemischte Gefühle zur Halbzeit
Es war alles
perfekt angerichtet. Der Einmarsch wurde begleitet mit einem Didgeridoo und
einer Mundharmonika, welche das «Lied vom Tod» spielte. Um Leben und Tod ging es
zwar nicht, trotzdem spürte man, dass es um sehr viel ging an diesem Abend. Die
Aufstellungen der beiden Mannschaft kamen wie erwartet mit paar wenigen
Umstellungen daher. So stand dieses Mal bei den Lions Timon Zeder wieder in der
untersten Gewichtsklasse, die Freiämter griffen auf Andry Maltsev zurück und
schoben Magomed Ayshkhanov auf 86 kg runter.
Nach der Nationalhymne ging es mit dem Kampf bis 57 kg Greco los. Es wurde der
erwartet enge Kampf zwischen Timon Zeder und Nils Leutert. Der Grosswanger
musste zuerst in die Bodenlage, Leutert konnte punkten. In der zweiten Hälfte
bekam dann auch Leutert eine Passivität, was zum Punktgewinn für den Willisauer
führte. Mit dem 1:2 wurde die Pflicht erfüllt. Bis 130 kg waren von Stifi
Reichmuth vier Punkte gefordert, und «Stifi» legte wie immer gleich los wie die
Feuerwehr. Bereits nach fünf Sekunden kamen die ersten Punkte auf das Konto des
WM-Dritten. Nach kurzer Zeit hatte er Kranzschwinger Jeremy Vollenweider
ausgepunktet. Im dritten Duell hielt auch diese Woche Lukas Bossert mit
Kaderringer Nino Leutert gut mit, musste aber gleich zu Beginn Punkte abgeben.
Diese Woche gelang ihm der Punktgewinn knapp nicht, trotzdem waren die Lions
auch mit dieser 0:2-Niederlage im Fahrplan. Wie bereits vor Wochenfrist traf
Samuel Scherrer auf Roman Zurfluh. Auch diese Woche ging Scherrer sehr
geschickt vor. Zurfluh konnte konditionell mit dem «Panzer» von Willisau nicht
mithalten und so gewann der Willisauer mit 3:0. Vor der Pause kam dann ein
erster Dämpfer aus Willisauer Sicht. Rasul Israpilov konnte letzte Woche Michi
Bucher beinahe besiegen, so rechnete man wieder mit einem engen Kampf. Doch der
hochtalentierte Bucher, der immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen hat,
schlug diese Woche mit seinem eiskalten Hüfter zu und legte den 18-jährigen
Willisauer auf die Schultern. Die Gästefans waren natürlich aus dem Häuschen.
Bei den Lions war nun eine fast perfekte zweite Hälfte gefordert. Es stand zum
Pausentee 8:8-Unentschieden. Bemerkenswert war auch die Pausendarbietung der
«Stage Divers» aus Roggliswil. Sie rissen das Publikum mit und zeigten eine
grossartige Show.
Letzter Kampf, Letzte Sekunden
Nach der Pause kam es bis 86 kg zum «Duell der Giganten». Gergely Gyurits, der Ungare in Willisaus Reihen, traf auf den Russen Magomed Ayshkhanov. Es war ein erwartet hochstehender Kampf. Mit schnellen Beinangriffen ging der Freiämter in Führung. Aus dem Nichts konnte Gyurits darauf einen Angriff kontern. Das Duell schien ausgeglichen, doch Ayshkhanov zeigte, dass er Weltklasse-Niveau hat und konnte den 1:3-Sieg auf die Seite der Gäste bringen. Bis 70 kg Freistil kam es ebenfalls wie schon letzte Woche zum Duell zwischen Tobias Portmann und Ex-Internationale Pascal Strebel. An diesem Abend war Portmann viel besser auf den Greco-Spezialisten eingestellt. Er geriet zwar wieder in Rückstand, zündete dann aber ein grosses Feuerwerk. Mit tiefen Beinangriffen und seiner Spezial-Bodentechnik zog er davon und gewann schliesslich klar und umjubelt mit 12:3, was 3:1 Mannschaftspunkte bedeutete.
Die Willisauer konnten also auf 12:12 aufschliessen. Erneut eine «löwenstarke» Leistung zeigte Andy Vetsch. Der Leihringer aus Oberriet behielt auch an diesem Abend die Nerven und gewann gegen den körperlich überlegenen Marc Weber knapp nach Punkten. Es war erneut eine riesige Leistung. «Andy» wurde zurecht von Hauptsponsor WINFORCE zum Athleten des Abends gekürt.
Es wurde immer spannender und der Titel konnte immer noch auf beide Seiten kippen. Bis 74 kg Greco kam es zum Generationenduell. Der 18-jährige Überflieger Michael Portmann traf auf den 46-jährigen Ukrainer Andry Maltsev. Es war ein harter Fight. Beide Athleten mussten je einmal in die Bodenlage, es resultierte aber nichts Zählbares. Kurz vor Schluss sahen die Kampfrichter den Ukrainer etwas aktiver als der Willisauer, so ging der umstrittene Kampf auf die Seite der Aargauer. Der Krimi war perfekt, vor dem letzten Kampf stand es 15:15.
Bosserts Sieg, der Jubel, die unbeschreiblichen Gefühle
Auch dort kam es zum gleichen Duell wie im zweiten Final. Jonas Bossert traf auf Freistilspezialist Nico Küng. Der 29-jährige Williauer zwang dem Aargauer geschickt seinen Greco-Stil auf und konnte am Mattenrand punkten. Bossert führte darauf mit 2:0, Küng konnte durch Aktivitätszeit auf 1:2 verkürzen. Die Zeit verstrich, es kam den Lions vor wie eine Ewigkeit. Küng riskierte alles und probierte einen Hüftschwung, den Bossert abfangen konnte. Vier Sekunden standen noch auf der Uhr. Freiamts Trainer Leutert forderte nochmals die Challenge, es änderte Nichts. Bossert brachte den Sieg nach Hause, es brachen nun alle Dämme. Mit Jonas Bossert ist ein neuer Held geboren, Willisau ist Schweizermeister 2019, was für ein unglaublicher Abend!
Es war eine Finalserie, wie sie besser nicht hätte verlaufen können. Neben dem neuen Meister muss man aber auch dem Gegner, der RS Freiamt, zur grossartigen Leistung gratulieren. Die Lions können sich also für die bittere Niederlage von 2008 revanchieren und gewinnen den Titel der Swiss WINFORCE League. Es hat aber alle dafür gebraucht. Die ganze Lions-Familie ist verantwortlich für diese Leistung. «Gefasst haben wir es glaube ich noch nicht richtig, aber das kommt noch. Der Titel gehört allen. Es hat alle gebraucht, vom Ringer bis zum Hot-Dog-Verkäufer. Jetzt wird erstmal gefeiert», kommentiert Leader Stefan Reichmuth mit einem breiten Grinsen. Es ist der Anfang einer langen Partynacht.
Gewicht | RC Willisau Lions | RS Freiamt | EP | SA | MP | |
57 | G | Zeder Timon | Leutert Nils | 1:3 | PS | 1:2 |
61 | F | Bossert Lukas | Leutert Nino | 0:3 | PS | 0:2 |
65 | G | Israpilov Rasul | Bucher Michael | 0:7 | SS | 0:4 |
70 | F | Portmann Tobias | Strebel Pascal | 12:3 | PS | 3:1 |
74 | G | Portmann Michael | Maltsev Andrey | 1:2 | PS | 1:2 |
74 | F | Bossert Jonas | Küng Nico | 5:1 | PS | 2:1 |
79 | G | Vetsch Andreas | Weber Marc | 2:1 | PS | 2:1 |
86 | F | Gyurits Gergely | Ayskhanov Magomed | 3:9 | PS | 1:3 |
97 | G | Scherrer Samuel | Zurfluh Roman | 9:0 | PS | 3:0 |
130 | F | Reichmuth Stefan | Vollenweider Jeremy | 16:0 | TU | 4:0 |