RR Einsiedeln – RCW Lions 17:21 (13:6)

Die RCW Lions gewinnen den ersten Halbfinal knapp mit 21:17. Die Gastgeber überraschten dabei den Meister vor allem in der ersten Halbzeit. Es war ein zäher Kampf, die Leistung der Grafenstädter war genügend, aber noch meilenweit von einer Bestleitung entfernt. Mit dem kleinen Vorsprung stossen die Lions die Tür zum Final trotzdem bereits weit auf.

Bei der Abwaage wurde den Lions bereits klar gemacht, dass dieser erste Halbfinal kein Spaziergang werden dürfte. Urs Bürgler schickte eine sehr starke Mannschaft ins Duell gegen die Lions und liess dabei mehrerer Athleten abtrainieren. Fantastisch war einmal mehr der Anhang der Lions. Mit einem Fan-Car angereist, nahmen sie die Brüel-Halle regerecht ein und sorgten für eine tolle Ballon-Choreo. Es war also alles angerichtet für einen tollen Ringerabend mit zahlreichen spannenden Kämpfen, natürlich gingen die RCW Lions als grosser Favorit ins Rennen.

Schock-Start

Es war der klassische Kaltstart: Konnte Rashid Hotak in der Vorrunde noch sehr gut mit Oldie Sascha Golin mithalten, liess er sich dieses Mal bei einem Angriff kontern und wurde geschultert. Zum ersten Mal wurde es laut im Einsiedler-Lager. Es kam noch schlimmer: Delian Alishahi zeigte im wortwörtlichen «Gigantenduell» gegen Damian von Euw eine perfekte erste Halbzeit und ging mittels Durchdrehern am Boden mit 5:0 in Führung. In der zweiten Halbzeit überschlugen sich die Ereignisse. Erst bekam Alishahi eine Verwarnung wegen Kopfstosses, dann monierten die Kampfrichter zwei Mal Beinarbeit des frischgebackenen WM-Bronzemedaillengewinner im Sambo. Die Willisauer traute ihren Augen nicht: Alishahi wurde disqualifiziert. Schade, dass das Duell zweier solcher Top-Athleten so enden musste. Nun war eine Reaktion gefordert. Und diese kam postwendend: Bis 61 kg, Greco, zermürbte Timon Zeder Routinier Michel Schönbächler, der einige Kilo abtrainierte, sechs Minuten lang und fuhr so den ersten Sieg für die Lions. Einziger Schönheitsfehler war der Punktverlust mittels einer eher unnötigen Passivität. Auch Samuel Scherrer zeigte in der Folge, dass er das Maximum für das Team herausholen möchte. Gegen den unbequemen und starken Andreas Burkard legte Scherrer sechs Minuten der Vorwärtsgang ein und punktete mit diversen schönen Aktionen. Er peilte den 4:0-Sieg dermassen an, dass er in den letzten Sekunden noch in einen Konter lief und so einen Zähler abgeben musste. So endete dieser Kampf anstatt 4:0 wieder nur 3:1. Ein mittlerweile altbekanntes Problem der Lions, was sich bei vielen Athleten schon durch die ganze Saison zieht.
Einen Aufsteller gab es aber dann vor der Pause noch: Patrick Kurmann schlug sich bis 65 kg, Freistil gegen den starken Lars Neyer hervorragend. Beinah hätte es mit dem Punktgewinn funktioniert, Kurmann erfüllte aber mit dem 0:3 das Soll. Alles in allem war es für die Willisauer eine harte, beinahe katastrophale erste Hälfte und zugleich ein Weckruf. Der Meister lag 6:13 zurück.

Häfliger läutet Wende ein

Ganz nach dem Motto «Jetzt erst recht!» rauften sich die Willisauer zusammen. Daniel Häfliger bekam es nach der Pause mit dem Italo-Schweizer Davide Stanisci zu tun. Mit einer abgeklärten Leistung, wo Häfliger konsequent seine Fassart mit der Armklammer durchzog, siegte der 24-jährige Elektroingenieur mit 2:0: Das Willisauer Lager wurde zum ersten Mal richtig laut. «Jonas Bossert und Philipp Rohrer haben mich ideal auf den Kampf eingestellt, wir hatten einen klaren Plan», verriet Häfliger nach dem Kampf.
Ein interessantes Duell bekamen die Zuschauer zwischen Mathias Martinetti und Kay Neyer zu sehen. Neyer startete aktiver, doch Martinetti schlug sich trotz körperlicher Unterlegenheit hervorragend. Es gelang dem Walliser Leihringer, einen Zähler für die Lions ins Trockene zu bringen.
Nun war es aber Zeit für Willisaus «Big Three». Bis 80 kg, Freistil, musste Mansur Mavlaev zwar gleich zu Beginn eine Zweierwertung abgeben, danach lieferte der Saison-Dominator aber wieder eindrücklich ab. Mit seinen wunderschönen Beinangriffen hatte er Yves Neyer nach gut vier Minuten ausgepunktet. Tobias Portmann zog gleich nach und dominierte Jan Neyer von A bis Z. Mit seiner gewohnten Wucht und Härte dominierte er das Geschehen. Mit einem schönen Beinangriff holte er gar eine Fünferwertung und siegt mit 4:0. Die Lions schlossen damit zum17:17 auf.
Auch im letzten Duell waren die Rollen klar verteilt: Michael Portmann startete gegen Jan Walker mit einer Schleuder, welche ebenfalls zu einer Fünferwertung führte. Mit weiteren wunderschönen Aktionen von Stand und Boden war der Sieg durch technische Überlegenheit in Kürze Tatsache. Die Lions gewinnen also den ersten Kampf mit 21:17, obwohl sie bis zum Schluss einem Rückstand hinterherrennen mussten. Es war die angemessene Reaktion des Serienmeisters auf die schwache erste Hälfte.

«Zeigten Charakter»

Die Erleichterung war den Athleten der Willisauer dann doch anzumerken. Eine gewisse Unzufriedenheit war dennoch zu spüren. Jeder wusste, dass es noch viel besser gehen könnte. Die Einsiedler haben den Lions das Leben wieder einmal sehr schwer gemacht. Entsprechend zeigte sich auch Philipp Rohrer. «Die erste Hälfte müssen wir analysieren, das geht so nicht! Dennoch haben wir danach Charakter gezeigt. Entscheidend war der Kampf vom überragenden Daniel Häfliger», kommentierte der Süddeutsche Erfolgstrainer den ersten Kampf.
Trotz dem «Geknorzte» haben die Willisauer die Tür zum Final weit aufgestossen, den in der Rückrunde sind die Lions gegen Einsiedeln noch stärker einzustufen und unterschätzen wird Einsiedeln nach diesem Samstag wohl keiner mehr. Es liegen noch zehn harte Kämpfe vor den Lions, es ist Halbzeit im Halbfinale.

RR Einsiedeln – RCW Lions 17:21 (13:6)
SR Motzer/Ewert/Mamie – 450 Zuschauer

Kampf nachschauen:
2023.11.18 – Playoff Halbfinal Hinkampf: RR Einsiedeln vs. RC Willisau Lions / Premium League – YouTube

GewichtStilartRR EinsiedelnRC Willisau LionsEPSAMP
57 KGFGolin OleksandrHotak Abdul Rashid6:0SS4:0
61 KGGSchönbächler MichelZeder Timon1:9PS1:3
65 KGFNeyer LarsKurmann Patrick9:0PS3:0
70 KGGNeyer KayMartinetti Mathias9:3PS3:1
75 KGFNeyer JanPortmann Tobias0:15TU0:4
75 KGGWalker JanPortmann Michael0:17TU0:4
80 KGFNeyer YvesMavlaev Mansur2:18TU1:4
86 KGGStanisci DavideHäfliger Daniel0:3PS0:2
97 KGFBurkard AndreasScherrer Samuel2:14PS1:3
130 KGGvon Euw DamianAlishahi Delian7:5DQ4:0