RS Kriessern – RCW Lions 17:16 (13:5), Best of three: 1:0

Der amtierende Titelverteidiger aus Willisau muss sich in einem spannenden ersten Finalkampf nach einem dramatischen Kampfverlauf geschlagen geben. Erneut war die Hypothek zur Pause ausschlaggebend. Trotz starker Reaktion und vier Siegen nach der Pause müssen sich die Lions ausgerechnet im Finale die erste Saisonniederlage hinnehmen und sind im Rückkampf gefordert.

Sinnbildlich für den ersten Finalkampf: Sämi Scherrer dominiert Damian Dietsche, muss aber Punkte liegen lassen. So endet der bittere Abend 16:17 aus Sicht des Rekordmeisters (Foto JB).

Vor einer tollen Kulisse mit gut 1300 Zuschauern in der Ringer-Arena in Widnau war alles hervorragend angerichtet für den mit Spannung erwarteten ersten Finalkampf zwischen den Traditionsvereinen Willisau und Kriessern. Es sind die beiden Mannschaften, welche die meisten Meistertitel in der Schweiz gewonnen haben, ausserdem ist es das Revanche-Duell aus dem Vorjahr. Die Mannschaftsaufstellungen waren exakt so wie im Vorfeld erwartet, darunter waren viele enge Duelle, welche eine spannende Ausgangslage versprachen.

Erneut missratene erste Hälfte

Nach der traditionellen Nationalhymne ging es spannend los: Timon Zeder traf zum dritten Mal in dieser Saison auf Sandro Hungerbühler, zum dritten Mal wurde es auch ein sehr enger Kampf. Beide gingen taktisch klug vor und hatten je eine Aktivitätszeit. Hungerbühler konnte eine weitere Aktivitätszeit für sich gewinnen und siegte so in diesem umkämpften Duell mit 2:1.
Im zweiten Duell bis 130 kg, Greco, wollte sich Delian Alishahi für die Niederlage aus dem Vorjahr an Ramon Betschart revanchieren. Dabei ging er mit einem schönen Durchdreher in Führung. Durch eine erneut umstrittene Verwarnung am Boden lag er dann aber plötzlich zurück und konnte diesen Rückstand nicht mehr kehren. Der Fehlstart war wieder einmal fast perfekt. Dass Marc Kaufmann mit Ex-Lions-Söldner Dimitar Sandov eine Herkules-Aufgabe vor sich hatte, war allen bewusst. Der Grosswanger blieb dann leider auch chancenlos. Bis 97 kg, Freistil, schnürte Samuel Scherrer seinen Gegner Damian Dietsche richtiggehend ein. Er dominierte den Kampf, Dietsche konnte sich nur immer auf den Knien aus der Zone retten. Bei einer sehr unglücklichen wie auch umstrittenen Situation gab Scherrer am Mattenrand zwei Zähler ab. So fühlte sich der 11:1-Sieg Scherrers auch für Dietsche wie ein Sieg an. «Wieder kann man Sämi kaum einen Vorwurf machen. Er hat alles probiert und wollte für sein Team das Maximum herausholen», analysierte Philipp Rohrer nach dem Kampf.
Im letzten Kampf vor der Pause traf Florian Bissig auf den starken Dominik Laritz. Er fand gegen die wuchtigen Angriffe des Rheintalers kein Rezept und musst sich auspunkten lassen. So stand es zur Pause tatsächlich 13:5 für das Heimteam. Einmal mehr waren die Grafenstädter nach der Pause gefordert.

Überragendes Quartett

Nach der Pause galt es für Daniel Häfliger gegen Fabio Dietsche den Schaden in Grenzen zu halten. Dies tat er mit einer beherzten Leistung und konnte immerhin eine 0:4-Niederlage verhindern. Drunter und drüber ging es im Kampf bis 70 kg, Greco, zwischen Michael Portmann und Fritz Reber. Auch hier wurden die Lions in der Bodenlage übertölpelt, unglücklich gab Portmann gar noch zwei Punkte ab. Mit einem starken Finish konnte Portmann die Führung noch an sich reissen. Reber verteidigte besonders am Boden äusserst geschickt.
Bis 80 kg, Freistil, kamen die zahlreich mitgereisten Willisauer Fans dann endlich auf ihre Kosten: Mansur Mavlaev zeigte einmal mehr Ringerkost vom Feinsten, reiht den 36. Sieg in Serie aneinander und bringt sein Team damit zurück. Einmal mehr waren seine Beinangriffe und Körpertäuschungen eine Augenweide. Es folgte der grosse Auftritt von Tobias Portmann. Er liess seinem Kaderkollegen Marc Dietsche nicht den Hauch einer Chance und dominierte den Kampf sechs Minuten lang. Ein klarer Plan, riesiger Wille und sensationelles Kämpferherz, was Portmann an den Tag legte. Schliesslich besiegte er Dietsche mit 2:0. Es stand mittlerweile 17:13 für Kriessern. Von Jonas Bossert war also ein Schultersieg gefordert. Der 33-jährige Routinier versuchte alles und zeigte einmal mehr einen großartigen Kampf. Er liess David Loher zwar nicht den Hauch einer Chance, für den Schultersieg reichte es dann aber doch nicht. So müssen sich die Lions nach einem tollen Finish mit 16:17 geschlagen geben und haben damit das Messer bereits am Hals. Nächste Woche will die Mannschaft um Chef-Trainer Philipp Rohrer eine Reaktion zeigen.

«Wir können das drehen!»

Nach dem Kampf versammelte sich die Mannschaft in der Garderobe. Man musste das Erlebte erst einmal sacken lassen. Dann aber wurde der Fokus bereits auf die kommende Woche gelegt. «Wir müssen eine Schippe drauflegen, Kriessern wollte es heute einfach ein bisschen mehr als wir», resultiert Lions-Matchwinner Tobias Portmann. Nächste Woche geht es in Willisau wieder bei 0:0 los, es steht 0:1 in der Best-of-three Serie, verloren ist noch nichts. Doch die Lions, der amtierende Serienmeister, muss einen Zahn zulegen. Dies auch ohne Stefan Reichmuth.

RS Kriessern – RCW Lions 17:16 (13:5), Best of three: 1:0
SR Zimmermann, Mamie, Vetsch, Fässler

Kampf nachschauen:
2023.12.02 – FINALE Hinkampf: RS Kriessern vs. RC Willisau Lions / Premium League – YouTube

GewichtStilartRS KriessernRC Willisau LionsEPSAMP
57 KGFHungerbühler SandroZeder Timon2:1PS2:1
61 KGGSandov DimitarKaufmann Marc15:0TU4:0
65 KGFLaritz DominikBissig Florian15:0TU4:0
70 KGGReber FritzPortmann Michael3:4PS1:2
75 KGFDietsche MarcPortmann Tobias0:4PS0:2
75 KGGLoher DavidBossert Jonas0:6PS0:3
80 KGFBetschart TobiasMavlaev Mansur0:15TU0:4
86 KGGDietsche FabioHäfliger Daniel10:0PS3:0
97 KGFDietsche DamianScherrer Samuel1:11PS1:3
130 KGGBetschart RamonAlishahi Delian3:3PS2:1