RCW Lions – RS Freiamt 15:21 (3:14) – Serie best of three: 1:1

Eine zähe Angelegenheit: Der starke Auftritt von Tobias Portmann gegen George Bucur ändert nichts an der Sache, dass die Meisterschaft erst im dritten und allesentscheidenden Finalkampf entschieden wird (Foto JB).

Vor einer gigantischen Kulisse von über 2’000 begeisternden und lautstarken Zuschauern wollten die Willisauer den Titel bereits im zweiten Finalkampf ins Trockene bringen. Dabei wurde Willisaus erfolgreichster Ringer aller Zeiten, Stefan Reichmuth, emotional vor dem Publikum verabschiedet. Von Freiamt jedoch kam die erwartete Reaktion: Die Aargauer kamen mit der Mannschaft, mit welcher man sie eigentlich schon im Hinkampf erwartet hatten, ausserdem spielte der so oft angesprochenen Stilartenwechsel den Freiämter zusätzlich in die Karten. Es haben nun beide Teams je eine Hand am Meisterpokal.

Missratener Start

Nach Bekanntgabe der Mannschaftsaufstellung war den Willisauern bewusst, dass an diesem Abend alles für Sie laufen muss, will man an diesen Abend den 18. Titel gewinnen. Leider deutete sich bereits nach den ersten beiden Kämpfen an, dass dies an diesem Abend wohl nicht reichen wird. Bis 57 kg, Greco, kam es erwartet zum Duell der beiden langjährigen Rivalen Timon Zeder und Nils Leutert. Wie so oft war es ein harter Abnützungskampf, Leutert konnte am Boden einmal vorentscheidend punkten, was zu einem 1:2 aus Sicht der Willisauer führte. In einem spektakulären Kampf bis 130 kg, Freistil, schein Samuel Scherrer gegen Magomed Ayshkhanov alles im Griff zu haben. In einer stürmischen Schlussminute musste Scherrer dem technisch starken Russen noch die entscheidenden Punkte zugestehen und verlor so mit 7:7 aufgrund mehr Zweierwertungen seines Gegners. Es hätte nun alles perfekt für die Willisauer laufen müssen, doch bereits im nächsten Kampf gab es eine weitere Ohrfeige. Rashid Hotak startete bis 61 kg, Freistil, gegen Altmeister Randy Vock stark, ging gar in Führung, musste sich in der Folge aber schultern lassen. Auch Daniel Häfliger konnte bis 97 kg, Greco, gegen Christian Zemp nichts ausrichten und musste mit technischer Unterlegenheit von der Matte.
Im letzten Kampf vor der Pause gab es dann einen ersten Lichtblick. Verstärkung Mathias Martinetti zeigte im Duell der beiden Kaderringer gegen Saya Brunner einen beherzten und guten Auftritt und verlor knapp mit 1:2. So lautete das klare Verdikt zur Pause 3:14 aus Sicht der entfesselten Freiämter.

Trio bleibt magisch

Nach diversen Ehrungen und einer attraktiven Pausenshow kam es zu einem weiteren hochinteressanten Duell. Mansur Mavlaev traf wie erwartet auf Freiamts Verstärkung Tanguy Darbellay. Die Willisauer Tausendsassa zeigte einen perfekten Kampf: Taktisch abgeklärt setzte er die Akzente zu den richtigen Zeitpunkten und liess seinem kräftigen Gegner so keine Chance, Mavlaev siegte mit 3:0. In der Folge hatte Florian Bissig gegen Nino Leutert einen schweren Stand. Gegen die schnellen Beinangriffe und Beinschrauben konnte er sich nur nach Nöten wehren, mit einem schönen Beinangriff gelang im aber den budgetierten Mannschaftspunkt.
Im folgenden Revancheduell zwischen Joel Marti und Marc Weber ging es wie schon in der Vorwoche hart zu und her. Marti gelang es dieses Mal nicht, den Freiämter Team-Leader zu überraschen und musste sich so mit 0:3 geschlagen geben. Dabei opferte sich Marti für seine Farben und kämpfte vorbildlich – trotz Platzwunde – bis zur letzten Sekunde.
Zum Abschluss sahen sich die Portmann-Brüder mit der Aufgabe konfrontiert, den dritten Final in Willisau zu behalten. Michael Portmann traf dabei auf Yves Müllhaupt und zeigte einmal mehr einen sensationellen Kampf. Mit schönen Hüftangriffen und Aushebern in diversen Variationen punktete er seinen Kontrahenten kurz nach der Pause aus, die Willisauer konnten nun bis 11:21 aufschliessen. Auch Tobias Portmann zeigte im letzten Kampf bis 75 kg, Freistil, eine kämpferisch sehr starke Leistung. Gegen Ex-Bundesligaringer George Bucur liess er nichts anbrennen, dominierte den Kampf nach Belieben und zeigte dabei seinen kräftigen, explosiven Ringstil. Wegen seiner passiven Ringweise wurde Bucur kurz vor Schluss gar disqualifiziert, damit endete dieser zweite Finalkampf mit 15:21 aus Sicht der Willisauer. Es kommt nächste Woche in der BBZ-Halle also zum grossen Show-Down.

Freiamt war bissiger – Vorteil liegt bei den Lions

Die Kampfanalyse war schnell gemacht. Freiamt wollte an diesem Abend den Sieg mehr und agierte in diversen Duellen abgeklärter. Ob die Willisauer bereits vor dem Kampf mit dem Kopf in einem möglichen dritten Duell steckten «Höchstens unterbewusst. Wir wollten das Ding heute zu Hause in die Ordnung bringen», kommentierte Chef-Trainer Rolf Scherrer nach dem Kampf. Der dritte Finalkampf wird wieder im Vorrundenmodus ausgetragen, was definitiv den Willisauern in die Karten spielt. Die Freiämter haben aber natürlich Blut geleckt, sie werden mit derselben schlagkräftigen Mannschaft versuchen, den ersten Titel seit zehn Jahren ins Freiamt zu holen. Die Willisauer bleiben aber Favorit, dazu braucht es noch einmal eine Woche sehr harte und fokussierte Arbeit.

Kampf nachschauen: swisswrestling.tv

RCW Lions – RS Freiamt 15:21 (3:14)
SR Motzer, 2’200 Zuschauer

GewichtStilartRC Willisau LionsRS FreiamtEPSAMP
57 KGGZeder TimonLeutert Nils1:3PS1:2
61 KGFHotak Abdul RashidVock Randy0:4SS0:4
65 KGGMartinetti MathiasBrunner Saya1:5PS1:2
70 KGFBissig FlorianLeutert Nino2:17TU1:4
75 KGGPortmann MichaelMüllhaupt Yves19:0TU4:0
75 KGFPortmann TobiasBucur George6:0DQ4:0
80 KGGMarti JoelWeber Marc0:8PS0:3
86 KGFMavlaev MansurDarbellay Tanguy5:0PS3:0
97 KGGHäfliger DanielZemp Christian0:18TU0:4
130 KGFScherrer SamuelAyskhanov Magomed7:7PS1:2