Er hat es geschafft! Nach harter akribischer Arbeit, totalem Fokus und etlichen fünften Rängen hat «Stifi» Reichmuth in der kasachischen Hauptstadt Nur Sultan bis 86 kg Freistil die Bronzemedaille und auch das Olympiaticket erkämpft.
Es war der berühmte Tag X. Gepasst hat einfach alles. Schon
bei der Auslosung hatten viele im Lager der Lions intakte Chancen für eine allfällige
Olympiaqualifikation gesehen. Schwierig aber möglich, so die Devise. «Stifi»
nützte Tagesform und Los dieses Mal eiskalt aus. Reichmuth war aufgrund der Auslosung
bereits in der Runde der letzten 16 gesetzt. Dort traf er auf den Litauer
Edgaras Voitechovskis. In einem taktisch sehr klugen Kampf konnte «Stifi» den
Litauer gut auf Distanz halten und gewann sicher mit 6:1.
Im Achtelfinale traf er auf den russisch-stämmigen Israeli Kalashnikov. Nach
einer ausgeglichenen ersten Hälfte ging Stifi mit einer 1:0Führung dank
Aktivitätszeit in die Pause. Gleich danach zündete der 25-jährige Grosswanger
ein Feuerwerk. Er brachte seinen Beinangriff durch und konnte am Boden mit
seiner Beinschraube gleich nachsetzen und den Israeli mit technischer
Überlegenheit auspunkten. Dies war bereits ein dickes Ausrufezeichen, hatte er
doch Kalashnikov im letzten Duell noch verloren.
Revanche gegen Friev
Im Viertelfinale stand im erneut ein alter bekannter gegenüber: Der ebenfalls aus Russland stammende Spanier Taimuraz Friev. Mit ihm hatte Reichmuth noch eine Rechnung offen, verlor er ihn doch an der letzten WM äusserst unglücklich und knapp. Dieses Mal kam es anders. Hoch fokussiert und taktisch klug ging «Stifi» in die erste Hälfte. Es war wieder ein sehr taktisch-geprägter Kampf. Beide Ringer erhielten je einmal eine Passivitätszeit. Gut eine Minute vor Schluss konnte Stifi den Spanier aus dem Ring befördern. 2:1 für den Grosswanger. Nun ging es in die letzte Minute. Der Puls bei den Fans vor Ort und auch bei den zahlreichen Verfolgern am Bildschirm zu hause raste in die Höhe. Dann war es vollbracht! Stifi gewinnt und steht im Halbfinal, welches gleichbedeutend auch die Olympiaqualifikation ist. Was für eine Erleichterung, der Grosswanger sprang sofort Trainer Nicolae Ghita in die Arme und formte mit einer Geste über den Kopf den olympischen Lorbeerkranz. Doch das Turnier ging natürlich noch weiter; Im Halbfinale stand er dem Inder Punia, Juniorenweltmeister und Weltnummer 5, gegenüber. Der Inder erwies sich als äusserst unbequem und zäh. Mit dem Resultat von 2:4 ging es in die Pause. Danach hatte man das Gefühl, dass die Konzentration beim Grosswanger etwas nachliess, jedenfalls konnte der Inder auf 2:8 ausbauen und so blieb es dann auch bis zum Ende. Damit war klar, dass «Stifi» am Sonntag um Bronze ringen würde. Die RCW Lions sendeten darauf am Abend ein Video mit anfeuernden und jubelnden Fans in der BBZ Halle
Abgeklärt zur ersten Freistil-WM Medaille überhaupt
Im kleinen Finale traf Stifi auf den Kolumbianer Carlos Izquierdo Mendez. . Man sah wieder einen top-fokussierten Stefan Reichmuth der nur so vor Selbstvertrauen strotzte. Man spürte: Der will diese Medaille um jeden Preis! Drei Mal konnte Reichmuth durchstarten und den Südamerikaner ins Aus befördern. Die 3:0-Führung brachte Reichmuth problemlos über die Zeit. Da ist sie, die langersehnte Medaille. Was für ein Wochenende für Reichmuth, die RCW Lions und den ganzen Schweizer Ringer Verband. Wir gratulieren und verneigen uns von dieser sensationellen Leistung. «Stifi, du besch e geile Siech!»