Auch der Klassiker zum Rückrundenauftakt war an Spektakel kaum zu überbieten. Nach einer zähen ersten Hälfte können die Willisauer nach einer wiederum starken Teamleistung das Ruder herumreissen und gewinnen erneut mit 19:14. Einmal mehr waren die Gebrüder Portmann und Jonas Bossert überragend.
In der schmucken Sporthalle in Auw war alles perfekt angerichtet für einen erneuten Spitzenkampf zwischen den beiden Top-Teams Willisau und Freiamt. Durch den Stilartenwechsel änderten sich die Mannschaftsaufstellungen leicht, es gab wiederum zahlreiche Spitzenkämpfe. In vielen Duellen war jeder Ausgang möglich. Das Duell war erneut auf hohem Niveau und bis zum Schluss eine knappe Affiche auf Messers Schneide. Die Willisauer zeigten Moral, zusammen mit den zahlreich mitgereisten Fans feierten die Lions den vierten Sieg im vierten Kampf. Der Qualifikationssieg ist damit bereits im Trockenen.
Reichmuth lässt Ayshkhanov keine Chance – Rückstand zur Pause
Im ersten Kampf kam es wie erwartet zur Begegnung zwischen Marc Kaufmann und Flurin Meier. Der 15-jährige Grosswanger Sportschüler zeigte einen sehr guten Auftritt gegen den 20-jährigen Freiämter. Trotzdem waren die Hüfter Meier’s noch zu stark für Kaufmann, er konnte aber den budgetierten Mannschaftspunkt ins Trockene bringen und verlor mit 1:3. Bis 130 kg, Freistil, kam es dann gleich zum ersten Highlight des Abends. Viele hatten noch die enge Begegnung vom letztjährigen Final zwischen Stefan Reichmuth und Magomed Ayshkhanov in Erinnerung, an diesem Abend war es aber eine einseitige Angelegenheit. Voller Entschlossenheit und mit bärenstarken Angriffen liess der WM-Dritte Reichmuth seinem Kontrahenten dieses Mal keine Chance, der Freiämter konnte froh um den gewonnen Punkt sein. «Stifi» legte den Russen beinahe noch auf die Schultern. Ein sensationeller Kampf vom Grosswanger! «Ich wusste, wie ich meinen Gegner heute anpacken muss, nach der Regeneration in der vergangenen Woche fühlte ich mich heute ausserdem hervorragend», verriet Stefan Reichmuth. Die Willisauer glichen somit den Kampf mit 4:4 wieder aus. Bis 61 kg Freistil kam es zu einem wiederum taktischen Duell zwischen Timon Zeder und Nils Leutert. Der Aargauer Kaderringer zeigte sich cleverer und konterte den ersten Angriff von Zeder. Aufgrund zweier Passivitäten ging der Sieg auch an diesem Samstag an Leutert, dies mit 0:2 Mannschaftspunkten. Bis 97 kg, Greco, kam es bereits zum nächsten spannenden Kampf. Samuel Scherrer bekam es mit dem starken Greco-Kaderringer Christian Zemp zu tun. Nach einer Passivität konnte Scherrer am Boden gleich kontern und zu einem wunderschönen Wurf ansetzen, der leider unbelohnt und ohne Punkte ausblieb. Trotzdem zeigte sich Scherrer kämpferisch tadellos und konnte einen Angriff des neuen Freiämter Top-Transfers abfangen. Somit siegte Scherrer mit 4:2 und holte damit einen wichtigen 2:1-Sieg für sein Team.
Von einem Spitzen Duell zum anderen: Bis 65 kg, Greco, trafen wie schon am Grenzlandturnier Rasul Israpilov und Nino Leutert aufeinander. Israpilov zeigte sich bemüht, arbeitet gut von Stand, wurde aber nicht belohnt. Bis kurz vor Schluss lag der 19-jährige mit 3:1 in Front, musste dann aber wegen einer äusserst umstrittenen Wertung den Kampf noch aus den Händen geben. Die Willisauer haderten etwas mit dem Schiedsrichter, Freiamt lag zur Pause mit 9:7 vorne. Dies war aber auch gleichzeitig ein Weckruf, denn die Lions bissen in der Folge einmal mehr zurück.
Bossert sensationell, Portmänner sichere Werte
Nach der Pause kam Mirco Studer zu seinem Saisondebut, dies bis 86 kg, Freistil. Er bekam mit Marc Weber, einem physisch starker Gegner, eine schwere Aufgabe. Im Kampf machten sich die knapp fünf Kilogramm Gewichtsunterschied bemerkbar, Weber konnte mehrmals Punkten, Mirco «Gyros» Studer holte aber mit einem schönen Konter den budgetierten Mannschaftspunkt, Freiamt baute allerdings die Führung auf 12:8 aus. Einen hervorragenden Kampf zeigte Mansur Mavlaev gegen Marc Schärer. Oft liess der filigrane Techniker seinen Kontrahenten ins Leere laufen, taktisch geschickt holte der 18-jährige seine Punkte und verwaltete diese bis zum Schluss geschickt. Die 3:0-Mannschaftspunkte waren der Beginn der Willisauer Aufholjagd. Bis 80 kg, Greco, kam es zur Begegnung zwischen Michael Portmann und Joel Meier. Wie gewohnt startete Portmann fulminant in die Partie und ging durch schöne Aktionen von Stand in Führung. Am Boden machte sich aber der Gewichtsunterschied etwas bemerkbar, Portmann konnte nicht punkten, führte aber dennoch nach vier Minuten mit 10:0. Dann kam es zu einer Schrecksekunde: Bei einem Durchdreher-Versuch konnte Meier kontern und Portmann fand sich auf den Schultern wieder, konnte sich aber in Extremis retten. Die Lions hätten sich über eine Schulterniederlage nicht beklagen können, Portmann brachte den Sieg darauf dennoch souverän über die Zeit und somit lagen die RCW Lions zum ersten Mal an diesem Abend in Führung, dies mit 14:13. Die letzten beiden Begegnungen waren dieselben Duelle wie letzte Woche; Zuerst trafen erneut die beiden Routiniers Jonas Bossert und Pascal Strebel aufeinander. Nach dem knappen Duell von letzter Woche war ein ähnlicher Kampfverlauf zu erwarten, es kam aber einmal mehr anders. Denn Jonas Bossert zeigte einen Kampf, den die knapp 200 mitgereisten Willisauer Fans von den Sitzen riss. Mit einem wunderschönen Vorbeireisser ging Bossert in Führung. Danach funktionierte die Technik gleich nochmals, Bossert konnte Strebel zusätzlich am Boden drei Mal drehen. Es stand 12:2, die Lions-Anhänger waren in Ekstase. Bossert brachte die Führung problemlos über die Zeit. Was für ein Kampf vom 30-jährigen! Somit musste Tobias Portmann im letzten Kampf «nur» noch die Pflicht erfüllen. Dies tat er souverän, der Kampf war ein Ebenbild von letzter Woche. Portmann zeigte sich wieder souverän, brachte einmal den Beinangriff durch und siegte mit 4:0 Punkten, was wiederum 2:0-Mannschaftspunkte auf das Konto der Lions brachte. Somit endete der Kampf mit 19:14, das gleiche Resultat wie schon vor einer Woche. Die mitgereisten Fans feierten ihre Mannschaft ausgelassen, der Support der Gästefans war überragend. Es war erneut Ringsport vom Feinsten und beste Werbung.
Qualifikationssieg auf sicher – wichtige Halbfinalproben
Die beiden letzten Kämpfe zwischen den langjährigen Rivalen erinnert stark an die engen Kämpfe der Neunziger- und Nullerjahre. Die Willisauer können mit diesem Sieg bereits den Qualifikationssieg feiern, sie liegen uneinholbar an der Spitze. «Ich bin sehr zufrieden mit der Mannschaftsleistung, wir kamen nach der schwierigen ersten Hälfte in Halbzeit zwei hervorragend in Fahrt», zeigte sich Cheftrainer Thomas Bucheli erfreut. «Wir haben wieder viele interessante Erkenntnisse aus diesen Kämpfen gewonnen», so Bucheli weiter. Mit dem Quali-Sieg ist aber bekanntlich noch nichts gewonnen, den diese Saison sind bereits alle vier Teams in den Halbfinals gesetzt. Somit kommt es in den nächsten beiden Wochen zu zwei Halbfinal-Hauptproben, wo dann auch der potenzielle Gegner der Lions ermittelt wird. Momentan wäre es die RS Kriessern, welche überraschend hoch gegen die RR Einsiedeln verloren. Dort kann aber noch einiges passieren.
RS Freiamt – RCW Lions 14:19 (9:7)
KR Zimmermann
57 | G | Meier Flurin | Kaufmann Marc | 14:5 | PS | 3:1 |
61 | F | Leutert Nils | Zeder Timon | 4:0 | PS | 2:0 |
65 | G | Leutert Nino | Israpilov Rasul | 3:3 | PS | 2:1 |
70 | F | Schärer Marc | Mavlaev Mansur | 0:7 | PS | 0:3 |
75 | G | Strebel Pascal | Bossert Jonas | 2:12 | PS | 1:3 |
75 | F | Vock Randy | Portmann Tobias | 0:4 | PS | 0:2 |
80 | G | Meier Joel | Portmann Michael | 3:10 | PS | 1:3 |
86 | F | Weber Marc | Studer Mirco | 10:2 | PS | 3:1 |
97 | G | Zemp Christian | Scherrer Samuel | 2:4 | PS | 1:2 |
130 | F | Ayskhanov Magomed | Reichmuth Stefan | 2:14 | PS | 1:3 |