Sofia, Bulgarien – Nach fulminantem Start mit zwei Siegen war Scherrer noch zwei Siege von der Olympia-Qualifikation entfernt. Gegen den aus Russland stammende Rumäne Albert Saritov (Bronzemedaillengewinner von Rio 2016) war dann aber Endstation. In der bedeutungslosen Repechage musste sich Scherrer schliesslich noch dem Polen Baran geschlagen geben. Sämi hat aber eindrücklich bewiesen, dass mit ihm in der Klasse bis 97 kg in Zukunft zu rechnen ist. Jetzt steht aber erstmal wohlverdiente Erholung auf dem Programm.
Es hätte alles passen müssen, damit der Willisauer Modellathlet in seiner noch ungewohnten Gewichtsklasse bis 97 kg das Olympiaticket löst. War es doch erst eines seiner ersten Turnier in dieser Hammer-Gewichtsklasse. Obwohl schon 14 der 16 möglichen Startplätze für Tokyo vergeben waren, standen immer noch zahlreiche Hochkaräter auf der Wettkampfliste. Ob Saritov, Baran, Thiele oder der italienisch-kubanische Conyedo, sie alle hatten neben dem Schweizer auch noch keine Qualifikation für die Olympische Sommerspiele.
“Sämi” wurde in der Qualifikation der Spanier Pancorbo zugelost. Scherrer zeigte sich von Beginn an wach und ging in Führung. In der zweiten Hälfte konnte der Spanier ebenfalls eine Zweierwertung erzielen und schloss auf. Der Willisauer liess sich aber davon nicht beeindrucken und punktete erneut, brachte darauf auch den wichtigen Startsieg auch nach Hause. Alles schön nach Plan. Im Viertelfinale stand mit dem Mongolen Chinbat ein erster Brocken vor dem 24-jährigen.
Erneut siegt Scherrer kurz vor Schluss !
Der Mongole stellte sich als die erwartet schwere Aufgabe heraus. Sämi kam gegen den unbequemen und kompakten Mongolen nicht richtig in den Kampf, auch seine grösste Waffe, das Aufstellen, konnte der Asiate gekonnt abwehren. Es schien alles so, als wäre im Achtelfinale bereits Endstation. Dann aber zündete Scherrer wie immer den Schlussturbo. Sensationelle 1.5 Sekunden vor Schluss konnte er aus seiner konditionellen Überlegenheit Profit schlagen und gewann das Achtelfinale. Auf den Sozialen Medien spürte man bereits grosse Euphorie: Heute könnte DER Tag sein. Es wurde allerdings in der Folge nicht einfacher. Im Viertelfinale stand ihm nun der berüchtigte Rumäne Saritov gegenüber. 36-jährig, mehrfache Medaillengewinne an Grossanlässe, davon eine Olympia-Bronzemedaille. Das Palmarés des gebürtigen Russen lässt sich sehen. Er konnte im Achtelfinale den Polen Baran ausschalten. Doch für Scherrer gab es keinen Grund, sich zu verstecken.
Der Kampf startete wie erwartet. Saritov ging schnell mit 4:0 in Führung. Danach baute der Rumäne ab, Sämi und die Willisauer Fans erhofften sich einen ähnlichen Schlussspurt wie im Achtelfinale. Doch Saritov zeigte sich abgebrüht. Mit seiner riesigen Erfahrung brachte er den Vorsprung über die Zeit, für Sämi ist somit der Traum Tokio 2021 geplatzt. Saritov holte darauf die Olympia-Quali, zusammen mit dem italienischen Kubaner Abraham Conyedo Ruano
“Sämi ist bereits im 97er angekommen”
Auch wenn die Enttäuschung zu Beginn gross ist, es war unter dem Strich wieder ein Top-Auftritt des Willisauers. Er konnte an einem seiner ersten Turniere in dieser Gewichtsklasse zwei starke Gegner besiegen. “Sämi hat gezeigt, dass er in dieser Gewichtsklasse angekommen ist. Jetzt muss er sich weiter herantasten”, analysiert Trainer Philipp Rohrer. Wir sind gespannt auf die Zukunft: Sämi wird sich nun in der Klasse bis 97 kg etablieren. Es war ein erster Vorgeschmack, dieser macht definitiv Lust auf mehr. Jetzt heisst es aber zuerst einmal: Abschalten. “Es liegen sehr intensive Wochen hinter mir. Ich brauche jetzt sicherlich erstmal eine Pause”, sagt ein noch enttäuschter Samuel Scherrer einen Tag nach dem Turnier. Dies hat sich der 24-jährige Doppel-Vize-Europameister redlich verdient. Alle, welche Sämi kennen, wissen, dass er sein grosses Ziel weiterhin mit grosser Hartnäckigkeit verfolgen wird. Die RCW Lions gratulieren Dir, Sämi, zu diesen erfolgreichen letzten Wochen! Es ist eine Freude, Dir beim Ringen zuzuschauen!
Startsieg!! Sämi besiegt den Spanier Pancorbo souverän (Screenshot UWW).