Nach einer längeren Verletzungspause gibt Mansur Mavlaev gleich an der Europameisterschaft am Samstag sein Comeback auf der internationalen Bühne. In den letzten Trainings vor dem Grossanlass hinterliess der 20-jährige Willisauer einen sehr starken Eindruck. Auch das Trainerduo der Lions ist in der italienischen Hauptstadt.

Der Willisauer Mansur Mavlaev, hier im Finalduell gegen Joel Meier, greift am Samstag in Rom ins Geschehen ein (Foto JB).

Unbeschwert und leichtfüssig wie immer ist Mansur Mavlaev im Abschlusstraining am Dienstagabend zu sehen. Dies ist alles andere als selbstverständlich, denn noch vor einem Monat stand der Einsatz an den kontinentalen Meisterschaften in Gefahr. Schuld daran war die Knieverletzung, welche sich Mavlaev im März in Aserbaidschan zuzog. Dabei riss er sich das Innenband am Knie an und hatte immer wieder mit kleineren Rückschlägen zu kämpfen. Dank seiner grossen Disziplin und dem guten Heilungsprozess in den letzten Wochen steht nun dem Start an der EM nichts mehr im Weg.

Start in der Königsklasse

Das grosse Talent der RCW-Lions wird am Samstag in der Kategorie bis 74 kg Freistil an den Start gehen. Dies ist traditionell ein sehr stark besetztes Gewicht, allerdings sind auch an diesem Turnier keine Athleten aus Russland und Belarus startberechtigt. Die Hauptprobe für das erste Saisonhighlight ging letzten Samstag über die Bühne. Im österreichischen Klaus starteten die RCW Lions an einem stark besetzten Mannschaftsturnier (4.Rang). Dabei bestritt Mavlaev die ersten beiden Ernstkämpfe seit der Knieverletzung: Nicht überraschend gewann er beide mit technischer Überlegenheit. Noch viel wichtiger: Die Schmerzen im Knie sind weg, Mansur kann unbeschwert und mit seiner gewohnten Leichtfüssigkeit in die Kämpfe gehen. «Ich fühle mich sehr gut, jetzt gilt es, den Fokus voll auf den ersten Kampf zu legen und alles andere zu vergessen. Das Vertrauen in mein Knie ist voll und ganz da», kommentiert die Willisauer Tausendsassa. Im Abschlusstraining am vergangenen Dienstag stand noch eine kurze, aber intensive Einheit mit seinem Trainingspartner Tobias Portmann auf dem Programm. «Auch in den Trainings schenken uns Tobi und ich nichts, das bringt beiden sehr viel im Hinblick auf die internationalen Kämpfe», so der gebürtige Tschetschene mit einem Lächeln. Danach standen noch einige Minuten auf dem Home-Trainer an, bevor es dann noch einen Saunagang und in Kälte-Bad gab. Bereits am Mittwoch reiste er zusammen mit seinen Teamkollegen Thomas Fischer (Team Valais) und Kimi Käppeli (RS Freiamt) nach Rom. Dort wird er auf seinen Vereins- und Nationaltrainer Gergely Gyurits treffen, der bereits vor Ort ist. Auch Lions-Chef-Trainer Philipp Rohrer ist an der EM im Einsatz, dies aufgrund der Personalknappheit nach der Entlassung von Greco-Trainer Alfred Ter Mkrtchyan. Gyurits meint zu seinem Schützling: «Ich traue Mansur einiges zu, trotz der schwierigen Vorbereitung. Mansur kann den Fokus vollkommen auf den einen Kampf legen. Ist er am Tag X mental bereit, kann es sehr weit reichen».
Für Mavlaev ist es trotzdem auch eine Standortbestimmung. Er ist im letzten Junioren-Jahr und möchte natürlich voll angreifen. Die Konkurrenz aus Osteuropa ist wie immer gross, doch Mansur scheut sich vor niemanden.
Eindrücklich ist jeweils, wie er aus Eigeninitiative zahlreich Stunden Kämpfe von Spitzenringer analysiert. Mit seinem technisch geprägten Ringstil fährt der Willisauer eine sehr feine Klinge, trotzdem kann er auch Härte zeigen. Dies hat er in der letztjährigen Mannschaftsmeisterschaft eindrücklich bewiesen. Er blieb ungeschlagen und gewann den entscheidenden Kampf um den Meistertitel. Mit dieser Kombination, dem richtigen Quäntchen Glück und der Tagesform ist ein Top fünf Ergebnis sicherlich möglich.
Wie immer werden die Kämpfe auch auf European Championships | United World Wrestling (uww.org) live übertragen, los geht es um 11:00. Die ganze Willisauer Ringerfamilie drückt ihrem Edeltechniker fest die Daumen!