RCW Lions – RS Kriessern 14:21 (4:15)
Die Willisauer schaffen im zweiten Finalkampf vor 1800 Zuschauern den Turn-Around nicht mehr. Auch dieses Mal war die Hypothek zur Pause zu gross. Damit sichert sich Kriessern den 12. Meistertitel in der Vereinsgeschichte. Die Willisauer blicken trotzdem auf eine gute Saison zurück.
Einmal mehr war im BBZ-Hexenkessel alles für einen grossartigen Ringer-Abend angerichtet. Die Lions Fans begeistern erneut mit einer tollen Choreografie, der Lärmpegel in der Halle war bereits viele Minuten vor Kampfbeginn ohrenbetäubend.
Schon bei der Abwaage ahnte man für die Willisauer einen komplizierten Kampfverlauf. Es gab zahlreiche neue Duelle im Vergleich zur Vorwoche, nur drei Kampfe kamen zur Neuaflage. Der Aufstellungspoker der Ostschweizer ging im Leichtgewicht voll auf. So liessen sie Routinier Christoph Wittenwiler bis 57 kg auflaufen. Die Willisauer blieben mit dem Wechsel von Samuel Scherrer ins Greco erfolglos.
Vor der Pause will es einfach nicht
Der Start war aus Sicht der Lions eigentlich gar nicht so schlecht: Das erst 16-jährige Talent Timo Koch knöpfte dem 31-jährigen Wittenwiler mit einem schönen Armzug einen Punkt ab, musste sich darauf aber dem physisch starken Ostschweizer mit technischer Unterlegenheit geschlagen geben.
Im zweiten Duell bis 130 kg, Freistil, lief Delian Alishahi im für ihn ungewohnten Stil für die Lions auf. Er stellte sich voll in den Dienst der Mannschaft und zeigte gegen Kranzschwinger Jeremy Vollenweider einen sehr starken Kampf. Durch seinen Gewichtsvorteil und seine physische Stärke gewann er diesen Kampf mit 3:1 relativ überlegen.
Bis 61 kg, Freistil, kam es wie schon im ersten Final zum Duell zwischen Timon Zeder und Sandro Hungerbühler. Erneuet war die erste Hälfte ein taktisch geprägter Kampf. Nach der Pause gelang dem Willisauer beinah, die Führung an sich zu reissen, wurde aber gekontert. Darauf musste Zeder mehr riskieren und wurde erneut gekontert. Somit endete dieses vorentscheidende Duell 0:3 aus Sicht der RCW Lions. Es wurde aber noch Schlimmer aus Sicht des Rekordmeisters. Samuel Scherrer musste im Duell mit Ramon Betschart noch mehr riskieren als geplant. Prompt wurde er mit einem schönen Hüftschwung gekontert und konnte sich aus dieser misslichen Lage nicht mehr befreien. Die Gästefans waren völlig aus dem Häuschen, die Vorentscheidung schien gefallen. Im letzten Kampf vor der Pause zeigte Mathias Martinetti gegen seinen ehemaligen Walliser Klubkollegen Dimitar Sandov eine gute Leistung, doch auch er konnte gegen den filigranen Techniker nichts ausrichten und verlor mit 0:3. Mit dem 4:15 Pausenstand brauchte es nun definitiv einen unerwarteten Exploit nach der Pause.
Top-Quartett liefert einmal mehr
In der pause wurden die langjährigen erfolgreichen Athleten Roger Heiniger, Lukas Bossert und Mirco Studer noch für ihre tollen Karrieren geehrt. Das Trio kann verletzungsbedingt leider nicht mehr auf der Matte stehen. Ausserdem zeigte die Step-Dance-Crew aus Langenthal eine tolle Darbietung. Ringerisch wurde der zweite Durchgang mit dem Duell zwischen Mansur Mavlaev und Damian Dietsche eröffnet. Dabei zeigte sich Mavlaev einmal mehr sehr abgebrüht und sammelte mit seinen Angriffen über die Seite Punkt um Punkt. Mit taktischem Geschick brachte der 21-jährige einen 3:0-Sieg für seine Farben nach Hause, es ist der 37. Sieg in Folge für Willisaus Tausendsassa.
Bis 70 kg, Freistil, zeigte Florian Bissig gegen den starken Dominik Laritz eine gute erste Hälfte und lag nur mit 0:1 im Rückstand. In Halbzeit zwei drehte dann der Ostschweizer Internationale aber auf und siegte ebenfalls mit 3:0. Die Messe war damit endgültig gelesen. Michael Portman zeigt darauf trotzdem eine starke Reaktion und besiegte den physisch stärkeren Fabio Dietsche in einem taktischen Duell mit hervorragender Bodenverteidigung mit 2:1. Auch Routinier Jonas Bossert zeigte einmal mehr eine eindrückliche Leistung. Er erwischte den jungen Internationalen Fritz Reber gleich zu Beginn mit einem Hüftschwund und konnte den Leih-Ringer aus Tuggen mehrmals am Boden durchdrehen. Schliesslich siegte Bossert mit 3:1.
Im letzten Duell des Abends, der Titel der RSK stand schon längst fest, zeigte Tobias Portmann nochmals sein grosses Kämpferherz. Er schnürte Kaderkollege Marc Dietsche richtiggehend ein und punktete mit einer wunderschönen Viererwertung. Durch eine hohe Risikobereitschaft musste Portmann zwar auch Punkte liegen lassen, alles in allem war es aber ein erneut sehr starken Auftritt de 24-jährigen. Schliesslich lagen sich nach dem Schlusspfiff die Kriessner in den Armen, der Titel geht dieses Jahr nach vier Jahren Lions-Dominanz völlig verdient in die Ostschweiz.
«Wir kommen stärker zurück!»
Die Enttäuschung in den Gesichter der Lions war im ersten Moment gross, hatte man sich doch für diesen zweiten Finalkampf sehr viel vorgenommen. Trotzdem mussten auch die Willisauer einsehen, dass die RSK in diesem Finale einfach die bessere und abgeklärtere Mannschaft war und den Titel schliesslich einfach mehr gewollt hat.
Die Niederlage im ersten Finalkampf war dabei ausschlaggebend und aus Sicht der Lions sicherlich verhinderbar gewesen. Natürlich hat man im Rückkampf Stefan Reichmuth schmerzlich vermisst. «Das ist halt der Sport. Dieses Mal wollte es einfach nicht. Wir werden jetzt erstmal paar Tage abschalten, dann schauen wir nach vorne» resultiert Chef-Trainer Philipp Rohrer. Die Spannung in der Liga ist also wieder zurück, dies auch dank Einsiedeln. Sie gewannen gegen Freiamt das Duell um Bronze eher überraschend.
Die Lions können trotzdem stolz auf sich sein. Es war alles in allem eine tolle Saison mit schwierigen Vorzeichen. Es gelang den Willisauern trotz der internationalen Saison und vielen Absenzen immer wieder, Duelle zu kehren. «Wir sind eine tolle Mannschaft mit noch tolleren Fans. Ich bin stolz auf unsere Lions-Familie», so Präsident Sven Hirschi abschliessend.
RCW Lions – RS Kriessern 14:21 (4:15).
1800 Zuschauer
Kampf nachschauen:
2023.12.09 – FINALE Rückkampf: RC Willisau Lions vs. RS Kriessern / Premium League – YouTube
Gewicht | Stilart | RC Willisau Lions | RS Kriessern | EP | SA | MP |
---|---|---|---|---|---|---|
57 KG | G | Koch Timo | Wittenwiler Christoph | 2:18 | TU | 1:4 |
61 KG | F | Zeder Timon | Hungerbühler Sandro | 0:6 | PS | 0:3 |
65 KG | G | Martinetti Mathias | Sandov Dimitar | 0:5 | PS | 0:3 |
70 KG | F | Bissig Florian | Laritz Dominik | 0:9 | PS | 0:3 |
75 KG | G | Bossert Jonas | Reber Fritz | 12:2 | PS | 3:1 |
75 KG | F | Portmann Tobias | Dietsche Marc | 7:4 | PS | 2:1 |
80 KG | G | Portmann Michael | Dietsche Fabio | 1:1 | PS | 2:1 |
86 KG | F | Mavlaev Mansur | Dietsche Damian | 6:0 | PS | 3:0 |
97 KG | G | Scherrer Samuel | Betschart Ramon | 0:8 | SS | 0:4 |
130 KG | F | Alishahi Delian | Vollenweider Jeremy | 11:2 | PS | 3:1 |