Der Cheftrainer der RCW-Lions Philipp Rohrer wird ab Anfang Juni die sportliche Leitung der Swiss Wrestling Federation übernehmen. Aufgrund dieses neuen Jobs muss Rohrer nach drei Jahren sein Amt als Chef-Trainer niederlegen. Der 39-jährige hat in Willisau grosse Spuren hinterlassen, die Lions-Verantwortlichen suchen derweil eine adequate Nachfolgelösung.

Beim Schweizerischen Ringerverband ist momentan eine grosse Reorganisation im Gange. Daher werden diverse Positionen neu besetzt oder gar neu geschaffen. Seit längerem hat Erfolgstrainer Rohrer den Lions-Verantwortlichen mitgeteilt, dass er sich diesbezüglich gemeinsam mit dem aktuellen Greco-Nationaltrainer Oliver Hassler für die Stelle der sportlichen Co-Leitung beworben hat. Nun hat er diese Stelle erhalten.
„Wir legen niemanden Steine in die Wege. Es ist eine neue spannende Herausforderung für Philipp“, äussert sich Sportchef Fredy Infanger dazu. Der aus Süddeutschland stammende Trainer, welcher mittlerweile komplett in Willisau sesshaft wurde und mit seiner Frau im schmucken Städtchen lebt, hat seit seiner Ankunft im Jahr 2016 sehr viel bewegt in der Willisauer und auch in der Zentralschweizer Ringerszene. Ursprünglich als Greco-Trainer nach Willisau geholt, übernahm er nach und nach diverse Posten. Momentan hält er neben dem Cheftraineramt auch den grossen Job als Spitzensportverantwortlicher der Lions. Dieses Amt wird er auch nach seiner Anstellung noch so lange innehalten, bis die RCW Lions auch hier eine passende Anschlusslösung gefunden haben.
Auch bleibt Rohrer als Stützpunkttrainer dem ZRV und so auch indirekt den Lions erhalten. Dies Vereinsmitgliedschaft der Lions besitzt der Berufstrainer und Geisteswissenschaftler bereits seit längerem.

Greco in der Spitze und in der Breite gefördert

Rohrer konnte zwar zahlreichen jungen Greco-Athleten zum Durchbruch verhelfen. Allerdings gelang es bisher nicht über das bestehende Defizit in der griechisch-römischen Stilart ganz hinwegzukommen, dass sowohl strukturell als auch historisch gewachsen, auch weiterhin eine Baustelle der Lions bleibt.
Mit Michael Portmann, Timo Koch, Marc Kaufmann und Daniel Häfliger konnten vier Eigengewächse in die erste Mannschaft geführt werden.
Rohrers „Prunkstück“ ist die Ausbildung von Michael Portmann. Der aktuell wohl beste Schweizer Greco-Ringer wurde von Philipp vom Rohdiamanten zum Edelstein geschliffen. Hier hat das Zusammenspiel von Nationaltrainer, Trainingspartner, Arbeitgeber und Vereinstrainer ideal funktioniert.

ZRV komplett neustrukturiert und Professionalisierung vorangetrieben

Rohrers zweiter grosser Leistungsausweis ist die komplette Neugestaltung des Zentralschweizerischen Ringerverbandes ZRV. Von einem Schülertraining alle zwei Wochen wurde das Pensum inzwischen auf sechs Trainings pro Woche erhöht. Der ZRV wurde so von Stefan Glanzmann und Philipp Rohrer aus der Versenkung gehoben und zum Vorzeige Leistungszentrum im Schweizer Ringen entwickelt. Das Budget hat sich seit 2018 dabei verzwanzigfacht, es sind inzwischen drei Trainer und vier Assistenztrainer angestellt.
Im Verein konnte gemeinsam mit Fredy Infanger vor allem die Professionalisierung vorangetrieben werden. Das Umfeld ist heute viel leistungssportfreundlicher, der Staff wurde entwickelt und stetig erweitert. Es wurde ein neues Jugendkonzept eingeführt, welches nun vom Verband übernommen wird und so das Schülertraining im Ringen modern und zukunftsfähig für Breiten- und Spitzensport aufstellen kann. Auch die aufgebauten Partnerschaften mit Sulgen, Nürnberg und Klaus, sowie diversen Trainern und Sparingspartner gehen auf Rohrers Konto.

Historische Erfolge mit den Lions

Die emotionalen und sportlichen Highlights in der Mannschaftsmeisterschaft feierten die Lions und Rohrer nach einer ersten, sehr unglücklichen gemeinsamen Saison. Dieser folgte nämlich eine beeindruckende und noch immer anhaltende Serie: Ab 2017 stehen sieben Finalteilnahme und von 2019 bis 2022 vier Titel in Serie, was die erfolgreichste Phase in der Vereinsgeschichte bedeutet. „Besonders der vierte Titel und damit der Rekord hat für mich viel bedeutet aber noch mehr, dass nach dem angekündigten Rücktritt von Thomas Bucheli die Mannschaft mich bei meinem Ansinnen Cheftrainer zu werden voll und ganz unterstützt hat“, kommentiert Rohrer stolz.
Der Titel 2023, zum damals noch nicht bekannten Abschied, blieb dem Deutschen aber bekanntlich verwehrt.
Ein weiteres fehlendes Puzzleteil in Rohrers Palmare ist der Sieg des Swiss Cups
Es wurde das Turnier zwar immer besucht, aber gleichzeitig wurde ihm nie der höchste Stellenwert zugerechnet. Vielleicht wird dies 2024 zum Abschied anders sein.

Nach 2016 zum zweiten Mal bei SWFE

Bereits 2016 hat Philipp in einer schweren Situation beim Verband Verantwortung übernommen.
Dieser entschied sich nach Abschluss der Reformen aber dann für eine andere Lösung bezüglich der sportlichen Leitung.
„Ich habe mich damals vom nationalen Verband zurückgezogen und mich ganz auf den Verein und den ZRV konzentriert. Und wir konnten wirklich etwas bewegen und haben viel erreicht. Allerdings immer mit dem Gefühl, dass etwas unfertig zurückgeblieben ist und wer mich kennt, weiss ich mache immer etwas 100% und bis zum Ende“, so Rohrer.
2022 hat Philipp deshalb die Verantwortung für die J+S-Trainerausbildung im Verband übernommen und ist auch wieder Assistenzcoach im Nationalteam geworden.

Nun heuert er also wieder ganz beim Verband an. Die ganze Lions-Familie gratuliert zu diesem neuen Job und wünscht Philipp viel Erfolg bei seiner neuen Herausforderung.

Den Chef-Trainer-Posten und eventuell auch das Amt des Spitzensportverantwortlichen werden die die RCW Lions neu besetzen. Lösungen dazu werden in den kommenden Wochen ausgearbeitet.