RS Freiamt – RCW Lions 17:17 (10:6), Lions gewinnen aufgrund mehr Einzelsiegen (3:7)
Mit grosser Spannung wurde der erste Finalkampf der Swiss WINFORCE League erwartet. Wieder einmal war das Duell zwischen den beiden langjährigen Rivalen an Spannung kaum zu überbieten. Am Ende steht es in einem turbulenten Kampf 17:17, da die Lions mehr Einzelsiege auf ihrem Konto haben, gewinnen die Grafenstädter damit den ersten Final, verlieren aber wohl Team-Captain Stefan Reichmuth.
Kampf nachschauen: 2021.12.04 – Finalkampf Schweizermeistertitel RS Freiamt vs. RC Willisau Lions – YouTube
Einmal mehr beeindruckte die imposante Kulisse in der Bachmattenhalle in Muri. Die gelb-blaue Wand der Freiämter stand einer grossen Anzahl mitgereister Willisauer Fans gegenüber, die beiden Fanlager führten bereits vor dem Kampf richtiggehende akustische Duelle. Was dann auf der Matte gezeigt wurde, war aus Willisauer Sicht überragend. Sieben von zehn Duellen konnten die Lions für sich entscheiden. Allerdings gibt es einen sehr grossen Wehmutstropfen: Stefan Reichmuth verletzte sich im Kampf gegen Magommed Ayshkhanov am Oberschenkel. Das Team konnte diesen herben Rückschlag erstaunlich gut verdauen und zeigten einmal mehr eine nahezu perfekte Leistung nach der Pause. Am Ende feierten die Willisauer ihren Sieg mit den mitgereisten Fans ausgelassen.
Perfekter Start- dann der grosse Rückschlag
Nach den obligaten Ansprachen und der Schweizer Nationalhymne ging es kurz vor halb acht endlich los. Willisau gegen Freiamt, das Duell fasziniert und polarisiert, so auch an diesem Abend. Im ersten Kampf trafen wie erwartet Timon Zeder und Nils Leutert aufeinander. Beide haben dasselbe Normalgewicht, die besseren Ressourcen am Schluss würden über den Ausgang entscheiden. Leutert war zu Beginn der aktivere Ringer und ging mit 1:0-Führung in dies Pause. Dann konnte Zeder einen Angriff kontern und riss die Führung an sich. Diese verteidigte der 25-jährige bis zum Schluss und gewann somit erstmals seit drei Jahren wieder gegen Leutert im freien Stil. Start nach Mass also. Delian Alishahi zeigte im «Kampf der Giganten» gegen Damian von Euw eine abgeklärte Leistung. Mit schönen Durchdrehern am Boden ging er mit 5:0 in Führung, in Hälfte zwei musste er dem Leihringer aus Brunnen allerdings ebenfalls einen Punkt zugestehen, auch dieses Duell endete mit 2:1 für die Lions. Der Willisau-Express schien Fahrt aufzunehmen, denn auch Dimitar Sandov zeigte einen hervorragenden Auftritt. Er konnte den starken Nino Leutert in Schach halten und gewann verdient mit 2:1. Damit lagen die Lions nach drei Kämpfen mit 6:3 in Führung! Dann kam allerdings der grosse Schock. Stifi Reichmuth geriet gegen Ayshkhanov gleich früh in Bedrängnis, der Russe konnte Willisaus Aushängeschild auf den Schultern fixieren, wehren konnte sich Reichmuth längst nicht mehr, denn er verletzte sich dabei am Oberschenkel. Es wurde sehr still im Willisauer Lager. Ein riesiger Rückschlag, alles war wieder offen. Wie schlimm die Verletzung Reichmuth ist, kann man zurzeit noch nicht sagen. Alles deutet auf einen Muskelfaserriss hin. Im letzten Kampf vor der Pause hatte Lukas Bossert einmal mehr kein Rezept gegen Michael Bucher. Der Aargauer holte geschickt die nötigen Punkte für einen 3.0-Sieg und Freiamt konnte dadurch die Führung zur Pause auf 10:6 ausbauen. Dies, obwohl die Lions drei der fünf Duelle gewonnen haben. Philipp Rohrer holte seine Mannen sofort in die Garderobe und hielt nochmals eine eindrückliche Ansprache.
Das Optimum nach der Pause herausgeholt
Im ersten Kampf nach der Pause trat Willisaus aufstrebender Daniel Häfliger auf den wiedergenesenen Christian Zemp. Mit einem schönen Hüftschwung ging Häfliger in Führung, beinahe konnte er den übermächtigen Zemp auf den Schultern fixieren. Danach spielte aber der Freiämter seine körperliche und technische Überlegenheit aus, bei einer missglückten Aktion Häfligers konnte Zemp gar einen Schultersieg einfahren. Nun stand es somit 14:6, es schien beinahe aussichtslos und drohte, bitter zu werden. Doch die Willisauer lieferten den geforderten Exploit. In einem packenden Duell konnte Michael Portmann sensationell das erste Mal Olympionike Pascal Strebel besiegen. Nach anfänglichem Rückstand holte er die nötigen Punkte mit schönen Durchdrehern. Portmann gewann sogar mit 3:1-Mannschaftspunkten und katapultierte somit die Lions wieder ins Rennen. Bis 80 kg, Freistil, war auch von Mansur Mavlaev ein Sieg Pflicht. Dies gegen Freiamts Haudegen Marc Weber, ein äusserst unbequemer Gegner. Mavlaev agierte geschickt, zwar lag er bis kurz vor Schluss knapp in Rücklage, dann aber biss er zu: Mit einem schönen Beinangriff holte er die entscheidenden Punkte und siegte somit mit 2:1. Nun stand es zwei Kämpfe vor Schluss 16:11 für die RS Freiamt, zwei heisse Eisen hatten die Lions aber noch im Feuer. Als erstes trat Tobias Portmann bis 75 kg, Freistil, gegen Randy Vock an. In einem ebenfalls sehr taktischen Duell führte Portmann zur Pause mit 1:0. In der zweiten Halbzeit drehte der Internationale gegen den EM-Dritten von 2019 auf und konnte seinen Vorsprung kurz vor Schluss auf 5:0 aus. Diese Führung brachte er über die Zeit, es resultierte ein 3:0-Sieg, die Lions-Fans wurden lauter und lauter, der letzte Kampf musste also Entscheiden. Vor dem letzten Duell stand es immer noch 16:14 für die Freiämter, Jonas Bossert musste also mit mindesten zwei Punkten Differenz gewinnen. Bossert ging wie gewohnt sehr fokussiert in den Kampf und holte mit Durchdreher und einer schönen Schleuder gleich zu Beginn sechs Punkte. In der zweiten Halbzeit musste auch Bossert einmal in die Bodenlage, konnte aber geschickt verteidigen. Unter tosendem Jubel brachte Bossert den 3:1-Sieg ins Trockene. Aus und vorbei – die Lions gewinnen den ersten Final dank einer wahnsinnigen Teamleistung mit sieben Siegen in zehn Kämpfen.
«Demütig bleiben»
Nach dem Kampf feierte man noch kurz mit den einmal mehr sensationellen Fans, welche mit ihrem Fahnenmeer für lautstarke Unterstützung sorgte. Danach gingen die Athleten gleich hoch in die Garderobe zu Stefan Reichmuth. Der Grosswanger konnte nur mithören, was sich in der Halle abspielte. Er zeigte sich stolz – und hofft auf eine baldige Rückkehr. Jedoch scheint es unmöglich, dass er in dieser Finalserie nochmals auf die Matte geht. «Beeindruckend, was das Team heute geleistet hat. Wir waren mit dem Rücken zur Wand», so Sportchef Fredy Infanger. «Das Team kann stolz auf sich sein, aber gewonnen ist damit noch nichts. Es wird sehr schwierig im Rückkampf, wir müssen sehr demütig bleiben», meinte der 53-jährige. Nächste Woche stehen die Lions also vor einer weiteren Mammutaufgabe, doch wer einen solchen Kampf noch drehen kann, ist zu allem fähig.
Gewicht | Stilart | RS Freiamt | RC Willisau Lions | |||
57 | F | Leutert Nils | Zeder Timon | 2:2 | PS | 1:2 |
61 | G | Leutert Nino | Sandov Dimitar | 2:4 | PS | 1:2 |
65 | F | Bucher Michael | Bossert Lukas | 6:0 | PS | 3:0 |
70 | G | Strebel Pascal | Portmann Michael | 4:9 | PS | 1:3 |
75 | F | Vock Randy | Portmann Tobias | 0:5 | PS | 0:3 |
75 | G | Müllhaupt Yves | Bossert Jonas | 1:7 | PS | 1:3 |
80 | F | Weber Marc | Mavlaev Mansur | 2:4 | PS | 1:2 |
86 | G | Zemp Christian | Häfliger Daniel | 6:4 | SS | 4:0 |
97 | F | Ayskhanov Magomed | Reichmuth Stefan | 3:0 | SS | 4:0 |
130 | G | von Euw Damian | Alishahi Delian | 1:5 | PS | 1:2 |