Die RCW Lions unterliegen in einem spannenden und hochstehenden Final der RS Freiamt knapp mit 15:18. Die Freiämter waren die erwartet starke Herausforderung, der Sieg der Aargauer war verdient. Trotzdem haben die Willisauer mit diesem Resultat noch alle Chancen auf den Schweizermeistertitel. Der Stilartenwechsel soll zusätzlich in die Karten spielen.
Mit grosser Motivation fuhr eine grosse Delegation der Lions mit Ringer und Funktionären nach Muri. Bereits bei der Abfahrt kam die erste Überraschung: Die Lions-Fans überraschten ihre Athleten mit mehreren Transparenten in der Badi Willisau und im Sportzentrum Schlossfeld. Trotz den kurzfristigen Ausfällen von Florian Bissig und Yanik Bucher brachten die Coaches eine starke und konkurrenzfähige Mannschaft auf das Matchblatt. Die Freiämter hingegen überraschten mit ihrer Aufstellung nicht, es war genau jene Mannschaft, welche im Vorfeld erwartet worden war. Somit konnten die Freiämter leicht favorisiert werden, die Grafenstädter erhofften sich aber durchaus auch Siegeschancen.
Zu hohe Niederlagen in den unteren Gewichtsklassen
Nach den eröffnenden Worten von Verbandspräsident Werner «Puma» Bossert und der Nationalhymne ging es los. Durch den verletzungsbedingten Ausfall von Florian Bissig kam Ueli Rölli zu seiner Premiere in der ersten Mannschaft bis 57 kg Freistil und bekam mit Nils Leutert gleich einen grossen Namen als Gegner. Das grosse, erst 14-jährige Nachwuchstalent schlug sich so gut es ging, bereits nach einer Minute hatte allerdings Leutert die nötigen 15 Punkte für den Überlegenheitssieg auf dem Konto. Der Start war so budgetiert, ebenfalls aber auch der darauffolgende Kampf. Dort hatte Delian Alishahi im Schwergewicht bis 130 kg, Greco, den unbequemen Roman Zurfluh klar im Griff. Er liess dem Kranzschwinger keine Chance und punktete in eine Minute vor Kampfende aus. Zum ersten Mal jubelte die rote Ecke der Lions lautstark. Es stand somit nach zwei Kämpfen 4:4. Bis 61 kg Greco war der Standkampf zwischen Timon Zeder und Nino Leutert zwar ausgeglichen, der Freiämter machte aber deutlich mehr für den Kampf und konnte somit die Bodenlage erzwingen, wo er den Willisauer mit seinen Durchdrehern mehrmals durchdrehen konnte. Am Ende behielt Leutert mit 10:0 klar die Oberhand. Freiamt legt wieder vor, die Lions ziehen postwendend nach. So erfüllte Stifi Reichmuth gegen Magommed Ayshkanov bis 97 kg, Freistil die Pflicht und siegte nach einer starken Leistung mit schönen Beinangriffen. Dabei gab er am Mattenrand einen umstrittenen Zähler ab – trotzdem war seine Leistung herausragend und Reichmuth wurde am Ende zu Recht als «Ringer des Abends» ausgezeichnet. Es stand somit nach vier Kämpfen 8:7 für Freiamt. Vor der Pause trafen bis 65 kg, Freistil, Michael Bucher und Lukas Bossert aufeinander. Lukas «Benz» Bossert hielt lange sehr gut mit und konnte den Kampf knapphalten. In der letzten Minute musste er aber dem starken Freiämter den entscheidenden Zähler für die 0:3-Niederlage abgeben, somit gingen die Aargauer mit einer 11:7-Fürung in die Pause. Bei den Willisauer war man nicht ganz zufrieden, zwar verlor man wie erwartet die drei untersten Gewichtsklassen, jedoch deutlicher als erhofft. Man hatte aber in Halbzeit zwei noch einige heisse Eisen im Feuer.
Drei Siege nach der Pause – Bossert wahrt die Meisterchancen
Nach der Pause kam es bis 86 kg, Greco zum Duell zwischen dem Internationalen Christian Zemp und Daniel Häfliger, der sehr kurzfristig für Yanik Bucher ins Team rutschte. Natürlich war es ein Duell zwischen David und Goliath, leider siegte Zemp durch eine wiederum sehr umstrittene Aktion, was der budgetierten Niederlage einen faden Nachgeschmack gab. Nun musste definitiv der Hebel umgelegt werden. Bis 70 kg, Greco, kam es zum langersehnten Spitzenkampf zwischen Michael Portmann und Pascal Strebel. Portmann musste unbedingt gewinnen, um seine Farben im Rennen zu halten, dies ausgerechnet gegen einen solch starken Gegner. Der hochdotierte Kampf hielt sein versprechen und war ein Greco-Leckerbissen. Portmann ging mit 1:0 in Führung, wurde aber am Boden in einer wiederum heiklen Szene gekontert. Darauf startete der Willisauer noch mehr in den Vorwärtsgang, wurde aber dafür nicht belohnt. Im Gegenteil: In der Banklage wurde er von Strebel einmal durchgedreht, der 32-jährige Routinier schaukelte drauf geschickt seine Führung über die Zeit. Somit ging auch dieser Sieg an die Freiämter, mittlerweile stand es 17:8 aus Sicht der Aargauer. Bis 80 kg kam es darauf zu einem Highlight aus Willisauer Sicht. Der äusserst agile Ungare Gergely Gyurits zeigte gegen den unbequemen Marc Weber wiederum sein grosses Repertoire an Freistil-Techniken. Mal um Mal liess er den Arrgauer ins Leere laufen und führte zur Pause mit 5:0. Gegen Ende der zweiten Hälfte machte sich der Trainingsrückstand allerdings etwas bemerkbar und bei einer Unaufmerksamkeit konnte Weber tatsächlich punkten. So siegte halt auch Gyurits «nur» 2:1 anstelle eines möglichen 3:0-Sieges. In den letzten beiden Kämpfen ging es also darum, den Rückstand für den Rückkampf möglichst gering zu halten. Dies lösten die Lions hervorragend. Bis 74 kg, Freistil, konnte Tobias Portmann wie schon in den Vorrundenkämpfen Randy Vock gut auf Distanz halten und punktete, wenn es nötig war. Ein äusserst wichtiger 2:0-Sieg der Lions. Im letzten Kampf trafen wie erwartet Jonas Bossert und sein ehemaliger Trainer Andrey Maltsev aufeinander. Bossert agierte taktisch sensationell. Er liess dem Ukrainer kaum Spielraum, war klar aktiver und holte am Boden die nötigen Punkte mittels Durchdreher. Dank dem 3:0-Sieg kamen die Willisauer Lions bis auf 15:18 auf die Aargauer heran und sind weiterhin voll im Meisterrennen mit dabei.
Optimismus im Lager der Lions
Der Abschluss des Kampfes zauberte wieder Freude in die etwas betrübten Gesichter im Lions-Lager. Es war keine schlechte Leistung, aber eben halt auch nicht herausragend. So wurde gleich nach dem Kampf miteinander abgeklatscht, die Motivation für den Rückkampf ist gross. «Beide Teams holen je fünf Siege, wir haben zu hoch verloren und dort und da halt wichtige Punkte liegen lassen», analysierte Sämi Scherrer, der seine Kollegen lautstark unterstützte. «Am liebsten hätte ich natürlich selbst gerungen, aber dazu kommt es ja dann hoffentlich nächste Woche», schmunzelte der 23-jährige Vize-Europameister. Im zweiten Kampf wird es durch den Stilartenwechsel sicherlich Änderungen in beiden Aufstellungen geben In der Garderobe zeigte man sich einmal mehr als geschlossene Einheit. Man weiss: Es geht, es ist möglich. Auch gegen diese sehr starken Freiämter. «Mit einer Top-Leistung ist können wir den Titel holen, das wissen wir», so Cheftrainer Thomas Bucheli. Der 15. Titel ist weiterhin in Reichweite, die Lions wissen wie man einen Rückstand noch drehen kann.
RS Freiamt – RCW Lions 18:15 (11:7)
SR Zimmermann – keine Zuschauer
Gewicht | RS Freiamt | RC Willisau Lions | EP | SA | MP | |
57 | F | Leutert Nils | Rölli Ueli | 16:0 | TU | 4:0 |
61 | G | Leutert Nino | Zeder Timon | 10:0 | PS | 3:0 |
65 | F | Bucher Michael | Bossert Lukas | 5:0 | PS | 3:0 |
70 | G | Strebel Pascal | Portmann Michael | 5:1 | PS | 2:1 |
75 | F | Vock Randy | Portmann Tobias | 0:4 | PS | 0:2 |
75 | G | Maltsev Andrey | Bossert Jonas | 0:5 | PS | 0:3 |
80 | F | Weber Marc | Gyurits Gergely | 2:5 | PS | 1:2 |
86 | G | Zemp Christian | Häfliger Daniel | 6:0 | SS | 4:0 |
97 | F | Ayskhanov Magomed | Reichmuth Stefan | 1:6 | PS | 1:3 |
130 | G | Zurfluh Roman | Alishahi Delian | 0:16 | TU | 0:4 |