Zahlreiche spannende Duelle, eine volle Halle und viele Emotionen. Es war der erwartet attraktive Klassiker zwischen den RCW Lions und der RS Freiamt. Mit einer sensationellen Teamleistung schlagen die Willisauer auch die hochdotierten Freiämter und holen so die alleinige Tabellenführung.
Spätestens nach der Abwaage war klar: Es gibt zwischen den beiden langjährigen Rivalen Willisau und Freiamt einen hochinteressanten «Super-Saturday» im Grafenstädtchen. Beide Teams schickten nahezu die bestmögliche Aufstellung auf die Matte, zahlreiche hochkarätige Duelle standen auf dem Programm. Das Aufeinandertreffen der beiden besten Mannschaften der Swiss WINFORCE League bot einiges, dabei pilgerten knapp 600 Zuschauer in die in der momentanen Lage nahezu ausverkaufte BBZ-Halle. Willisau rotierte in den Greco-Mittelgewichtsklassen. Dies sollte sich ausbezahlen.
Scherrer gewinnt Duell der Giganten
Die Lions starteten wie schon in den ersten beiden Kämpfen mit Florian Bissig in die Partie. Mit Flurin Meier stand ihm eine weitere grosse Hürde vor der Nase. Gegen den physisch starken Aargauer lag er zur Pause mit 0:3 zurück, konnte aber wie schon in den vergangenen Wochen am Schluss aufdrehen und den budgetierten Mannschaftspunkt ins Trockene bringen und verlor mit 1:3. Im folgenden Kampf zeigte Delian Alishahi gegen den 20 kg leichteren Roman Zurfluh einmal mehr einen hervorragenden Kampf. Er übernahm von Beginn weg das Zepter und sorgte mit einer wunderschönen Schleuder, welche mit einer Fünferwertung belohnt wurde, für grossen Jubel im Lager der Lions. Nach viereinhalb Minuten war der Sieg mittels technischer Überlegenheit Tatsache.
Bis 61 kg, Greco, kam es zum erwartet engen Duell zwischen Timon Zeder und Nils Leutert. Die beiden schenkten sich keinen Millimeter und lieferten sich ein physisches Duell auf Augenhöhe. Zeder führte bis kurz vor Schluss, ehe Leutert mit einer Passivität die Führung und somit den knappen Sieg aufs Konto der Gäste brachte. Darauf kam es zum ersten grossen Highlight des Abends. Der Kampf zwischen Samuel Scherrer und Magomed Ayshkhanov bot alles, was das Ringer-Herz höherschlagen liess. Ein Kampf mit Weltklasse Niveau, wunderschöne Freistiltechniken, die beiden lieferten sich einen technischen Schlagabtausch. Kurz vor Schluss konnte Ayshkhanov die Führung an sich reissen, doch Scherrer gab nicht auf. Mit unbändigem Willen gelang ihm die entscheidende Zweierwertung mittels Beinangriff und konnte gar noch einen Angriff kontern, was zu einem umjubelten und sensationellen 8:4-Sieg führte. Diesen Schwung nahm Lukas Bossert gleich mit. Gegen den favorisierten Nino Leutert ging Bossert mit einer kuriosen Technik in Führung. Darauf konnte Leutert zwar die Führung übernehmen, doch Lukas «Benz» Bossert konnte brachet klug die 1:2-Niederlage über die Zeit. So führten die Willisauer, trotz nur zwei Siegen, mit 9:8 zur Pause. Jeglicher Ausgang war möglich.
Michael Portmann einmal mehr sensationell – Willisauer Poker geht auf
Nach der Pause wurde es bis 86 kg Greco erwartet schwierig für die Lions. Florian Bernet hatte gegen den starken Nationalkaderringer Marc Weber nichts auszurichten und verlor mit 0:4-Mannschaftspunkten. Unbeeindruckt von dem zeigte darauf Michael Portmann den Kampf des Abends aus Willisauer Sicht. Es sollte zu einem spannenden Duell zwischen ihm und Michael Bucher werden. Doch Portmann zeigte sich einmal mehr von der allerbesten Seite. Mit wunderschönen Würfen und Aushebern vom Boden hatte er den 23-jährigen Freiämter nach gut zwei Minuten ausgepunktet. Die Leistung verdient das Prädikat «Weltklasse». Viele Zuschauer rieben sich verdutzt die Augen. Unglaublich, was der 19-jährige Portmann diese Saison wieder abliefert. Auch Mansur Mavlaev zeigte im Duell der beiden jüngsten in ihren Teams eine gute Leistung. Er hatte den physisch starken Kimi Käppeli im Griff und gewann ungefährdet mit 5:2, was wiederum einen 2:1-Sieg bescherte. Auch die beiden letzten Duelle waren ringerische Leckerbissen. Tobias Portmann hatte gegen den gut eingestellten ex-internationalen Randy Vock zwar Mühe, sein Sieg stand aber nie zur Diskussion. Ungefährdet gewann er mit 2:0-Mannschaftspunkten. So lagen die Lions vor dem letzten Duell mit 17:13. Der letzte Kampf war nochmals ein Duell zweier ganz grossen. Die beiden Teamroutiniers und erfolgreichen ex-internationalen Jonas Bossert, 30, und Pascal Strebel, 32, trafen aufeinander. Es war der perfekte Abschluss eines tollen Klassikers. Bossert zeigte sich dabei in einer hervorragenden Verfassung. Mit seinen starken Durchdrehern konnte er mit 5:0 in Führung gehen, darauf konnte er die gefürchteten Bodentechniken von Strebel toll verteidigen. Der Aargauer Olympionike holte zwar nochmals auf, doch am Ende gewann Bossert unter grossem Jubel mit 5:3. Der Sieg war im Kasten, es war ein erneuter «Two-Point-Saturday», wie es die Athleten der Lions gerne sagen. Die Willisauer übernehmen damit die alleinige Tabellenführung.
Kein Grund sich auszuruhen – Revanche bereits nächste Woche
Natürlich war die Freude im Lager der RCW Lions riesig. «Wir mussten heute unsere Saisonbestleistung abrufen und das haben wir getan. Es war heute eine sehr starke Mannschaftsleistung, jeder hatte seinen Anteil», so Coach Philipp Rohrer nach dem Kampf. «Ohne Stefan Reichmuth einen solchen Sieg einzufahren, ist schön und auch wichtig für die Moral. Wir wissen aber auch, dass heute fast alles rund lief», ergänzte der 35-jährige Doktorand. Lange können sich die Willisauer nicht ausruhen. Bereits nächste Woche startet die Rückrunde – wieder mit dem Duell zwischen Freiamt und Willisau. Dort werden die Stilarten dann wechseln, die Ausgangslage ändert aber nicht. Es wird auch im Aargau einen engen Kampf mit zahlreichen Spitzenkämpfen erwartet. Die Lions sind heiss auf die nächsten zwei Punkte.
RCW Lions – RS Freiamt 19:14 (9:8)
Gewicht | RC Willisau Lions | RS Freiamt | EP | SA | MP | |
57 | F | Bissig Florian | Meier Flurin | 2:7 | PS | 1:3 |
61 | G | Zeder Timon | Leutert Nils | 1:3 | PS | 1:2 |
65 | F | Bossert Lukas | Leutert Nino | 2:6 | PS | 1:2 |
70 | G | Portmann Michael | Bucher Michael | 17:0 | TU | 4:0 |
74 | F | Portmann Tobias | Vock Randy | 3:0 | PS | 2:0 |
74 | G | Bossert Jonas | Strebel Pascal | 5:3 | PS | 2:1 |
79 | F | Mavlaev Mansur | Käppeli Kimi | 5:2 | PS | 2:1 |
86 | G | Bernet Florian | Weber Marc | 0:16 | TU | 0:4 |
97 | F | Scherrer Samuel | Ayskhanov Magomed | 8:4 | PS | 2:1 |
130 | G | Alishahi Delian | Zurfluh Roman | 15:0 | TU | 4:0 |