RS Kriessern – RCW Lions 11:24 (6:11)

Der mit Spannung erwartete Finalkampf zwischen der RS Kriessern und den RCW Lions endete mit 11:24 klar für den amtierenden Meister aus Willisau. Die Lions lieferten einen sehr konzentrierten und fokussierten Eindruck, Kriessern verpokerte sich bei der Aufstellung und muss mit dem Ausfall von Marc Dietsche einen herben Dämpfer hinnehmen. Es steht 1:0 in der Serie Best-of-three.

Die RCW Lions lassen sich nach dem gewonnenen Finalkampf von den zahlreich angereisten Fans feiern (Foto JB).

Es war perfekt angerichtet in einer Halle mit toller Stimmung und Atmosphäre: Das erste Mal seit vier Jahren treffen die Willisauer wieder im Finale auf die RSK, wobei die Grafenstädter sich unbedingt für die beiden verlorenen Finals 2017 und 2018 revanchieren möchten. Der erste Grundstein dazu lieferte der Rekordmeister im ersten Kampf eindrücklich. Die Lions zeigten kaum Schwächen und zeigten eine sehr starke Leistung. Bereits beim öffentlichen Wiegen wurde klar, dass Kriessern viel Risiko mit der gewählten Aufstellung einging.

Bissig ist «Man of the Match»

Im ersten Kampf kochte wie erwartet Timon Zeder das erste Mal in dieser Saison in die Klasse bis 57 kg ab und traf dabei auf den jungen Kaderringer und Junioren-Schweizermeister Sandro Hungerbühler. Mit einer abgeklärten und routinierten Leistung kontere der Grosswanger die stürmischen Angriffe des Ostschweizers kontern und somit einen ungefährdeten 3:0-Sieg feiern. Das Abtrainieren hat sich also sicherlich gelohnt. Im zweiten Duell gab es dann einen kleinen Dämpfer für die Willisauer. Delian Alishahi gab am Boden gegen Ramon Betschart in der Kopfklammer eine Viererwertung ab, die er trotz tollem Endspurt nicht mehr aufholen konnte. Somit verliert der internationale zum ersten Mal seit fünf Jahren wieder in der Premium League, die Leistung Betscharts war sehr stark. Im dritten Duell kam es zum Duell der beiden Walliser Matthias Martinetti und Dimitar Sandov. Martinetti startete stürmisch, danach übernahm aber Sandov deutlich das Zepter und konnte mittels zahlreichen Durchdrehern seinen langjährigen Trainingspartner auspunkten. Die Lions lagen somit mit 4:6 zurück. Bis 97 kg, Freistil, zeigte Aushängeschild Stefan Reichmuth gegen Philipp Hutter deutlich auf, wer der Chef auf der Matte ist. Mit tollen Aktionen am Mattenrand sammelte «Stifi» Punkt um Punkt, nach gut vier Minuten hatte er den ehemaligen Kaderkollegen mittels schönen Durchdrehern ausgepunktet, womit die Führung gleich wieder auf Willisaus Seite kippte. Darauf folgte der grosse Auftritt von Florian Bissig. Erstmals in der Klasse bis 65 kg startend, hatte er seinen Kontrahenten Dorien Hutter jederzeit im Griff und punktete mit schönen Beinangriffen. Für den tollen 3:0-Sieg wurde Bissig als Top-Fighter des Abends ausgezeichnet. Die Willisauer haben dort eigentlich ein Duell mit Dominik Laritz erwartet. Damit führten die Lions zur Pause verdient mit 11:6, der Fahrplan Richtung Finalsieg Nummer eins stimmte.

Willisaus “Man of the Match” im ersten Finalkampf: Florian Bissig wurde als Top-Fighter des Abends erkoren (Foto JB).

Viel Coolness nach der Pause – Schlimme Verletzung von Dietsche

Nach der Pause traf Rasul Israpilov auf den international erfahrenen und bulligen Damian Dietsche. Der Willisauer hielt gut mit, musste sich aber am Boden je einmal durchdrehen lassen, somit ging dieser Kampf wie erwartet mit 0:3 verloren. Im nächsten Kampf bis 70kg, Greco, traf Michael Portmann auf den unbequemen Fritz Reber. Portmann startete angriffig und ging mit schönen Wertungen von Stand und Boden in Führung. Wegen unerlaubter Beinarbeit musste Portmann zwar einen Zähler abgeben, dies trübte die gute Leistung allerdings nicht. Drei Kämpfe vor Schluss führten die Grafenstädter also mit 14:10. Nun kam es zum Top-Duell des Abends: Mansur Mavlaev traf wie schon vor drei Wochen auf Marc Dietsche. Der Willisauer startete taktisch äusserst klug und ging mit 3:0-Führung in der Pause. Kurz danach passierte es: Dietsche startete einen Angriff, Mavlaev konterte, Dietsche fand sich am Mattenrand auf dem Rücken wieder und konnte vor Schmerz nicht mehr aufstehen. Eine schlimme Ellbogenverletzung bremste den Internationalen leider aus. An dieser Stelle ganz gute Besserung an Marc Dietsche! Mavlaev gewann diesen Kampf damit forfait mit 4:0. Das war natürlich, wenn auch leider unglücklich und ungewollt, die Vorentscheidung. Im vorletzten Kampf zeigte Tobias Portmann gegen den unbequemen Dominik Laritz eine ganz starke Leistung, aus der Armklammer konnte er mehrmals punkten und somit einen schönen umjubelten 3:0-Sieg einfahren. Die Lions führten mittlerweile mit 21:10. Im letzten Kampf durfte Jonas Bossert gegen den U20-Internationalen David Loher also unbeschwert auftreten. Kurz nach Kampfbeginn konnte er den vermeintlichen Schultersieg verbuchen, die vorangegangene Aktion wurde aber wegen Beinarbeit nicht gewertet. So kam es zu einem Abnützungskampf, in dem Bossert klar die feinere Klinge fuhr. Der 32-jährige Routinier konnte mehrmals am Boden mit seinen gefürchteten Durchdrehern punkten und sicherte dem Team einen weiteren 3:1-Sieg. Bossert ist ausserdem der einzige, welcher aus dem legendären Team von 2008 noch dabei ist. Die Fans feierten ihre Lions mit mehreren Wellen und Sprechgesängen, die Lions feierten zusammen mit dem zahlreich angereisten Anhang ausgelassen.

Im Spitzenkampf des Abends verletzte sich leider Marc Dietsche am Ellbogen – an dieser Stelle gute Besserung an den Team-Leader der Rheintaler! (Foto JB)

«Es steht 1:0. Nicht mehr, nicht weniger»

Nach dem Kampf sah man viele zufriedene Gesichter bei den Willisauern. Es war ein sehr starker Auftritt und ein grosses Ausrufezeichen. Danach fand in der Garderobe eine kleine Nachbesprechung des Kampfes statt. «Wir müssen uns bewusst sein, dass es erst 1:0 in der Serie steht. Die Leistung heute war top, doch nächste Woche geht es wieder bei Null los, gewonnen ist also noch nichts», mahnt Interims-Sportchef Thomasz Bucheli. Durch den verletzungsbedingten Ausfall des Kriessner Aushängeschildes Marc Dietsche liegen nun sämtliche Vorteile bei den Lions. Doch das kann auch gefährlich werden, es braucht nächste Woche nochmals genauso eine fokussierte Top-Leistung, um Geschichte schreiben zu können.

Wettkampfprotokoll:

mmk (swisswrestling.ch)

Kampf nachschauen:

2022.12.03 – RS Kriessern vs. RC Willisau Lions – Finale Hinkampf Premium League – YouTube