RR Einsiedeln – RCW Lions 13:24 (9:8)

Die RCW Lions gewinnen den ersten Halbfinal auswärts in Einsiedeln klar mit 24:13 ohne ans Limit gehen zu müssen. Vor einer imposanten Willisauer Fankulisse konnten die Grafenstädter wie so oft vor allem nach der Pause brillieren. Dem Finaleinzug dürfte nun nicht mehr viel im Weg stehen.

Michael Portmann gewinnt mit sehenswerten Wertungen (Foto JB).

Es war ein imposanter Anblick: In der mit 400 Zuschauer sehr gut gefüllten Brüel-Halle war mehr als die Hälfte aus dem Luzerner Hinterland angereist, bestückt mit Transparenten, Fahnen und Trommeln. Die Lions-Fans scheuten einmal mehr keinen Aufwand, um ihre Farben in diesem ersten Playoff-Kampf zu Höchstleistungen anzufeuern. Die Willisauer überraschten mit ihrer jungen Aufstellung, Einsiedeln war wie erwartet zu Beginn unbequem, allerdings machten sich dann die Verletzungssorgen der Klosterdörfler mehr und mehr bemerkbar. Es war noch keine überragende Leistung, jedoch hat der Meister momentan die Klasse, solche Kämpfe klar für sich zu entscheiden.

Koch beinahe mit Überraschungssieg

Der Start gehörte erwartungsgemäss den Einheimischen. Im ersten Kampf waren die Rollen klar verteilt, Altmeister und Schweiz-Ukrainer Oleksandr Golin hatte Nachwuchsmann Schärli nach gut einer Minute mittels Durchdrehern ausgepunktet. Im zweiten Kampf bis 130 kg, Greco, bekamen die Zuschauer einen sehr hart geführten Kampf zwischen Delian Alishahi und Sven Neyer zu sehen. Alishahi konnte dabei mit seinen geschickten Gewichtsverlagerungen mehrfach von Stand punkten und brachte den Vorsprung für den 3:0-Sieg souverän über die Zeit. Eine tolle Leistung zeigte darauf der Grosswanger Timo Koch bis 61 kg, Greco gegen den mehr als doppelt so alten Patrick Dähler. Mit seinen konsequenten Fassarten ging Koch gar in der zweiten Hälfte in Führung und stand kurz vor einem grossartigen Sieg. In den letzten fünf Sekunden zeigte Dähler aber seine ganze Routine und konnte mit einem «Tschumpeli» den Sieg doch noch an sich reissen. Trotzdem ein toller Kampf des erst 15-jährigen Timo Koch. Bis 97 kg, Freistil, war Stefan Reichmuth kampfloser Sieger, da die wichtige Teamstütze Andreas Burkard noch immer verletz ist.
Im letzten Kampf vor der Pause bis 65 kg, Freistil, trafen mit Timon Zeder und Lars Neyer zwei Athleten aufeinander, welche sich bestens kennen. Zeder konnte seine körperliche Unterlegenheit nicht verbergen, startete zwar gute Angriffe, wurde aber vom Einsiedler ausgekontert und musste sich schliesslich mit 0:3 geschlagen geben. Somit führten die Klosterdörfler zur Pause mit 9:8, was budgetiert war und völlig im Fahrplan war

Solide Top-Athleten

Nach der Pause kam der Lions-Express so langsam ins Rollen. Rasul Israpilov zeigte bis 86 kg, Greco, gegen den physisch starken Sascha Schmid einmal mehr seine wunderschöne filigrane Ringweise. Mittels Armzug und Hüfter kam der 21-jährige zu Punkten, dabei konnte er den Einsiedler beinahe Schultern. Auch in Halbzeit zwei zeigte Israpilov kurz vor Schluss nochmals eine wunderschöne Wertung und sicherte dem Team einen 3:1-Sieg. Einen schweren Stand hatte Matthias Martinetti gegen Michel Schönbächler bis 70 kg, Greco. Dabei war der Walliser ebenfalls körperlich unterlegen, er ringt normalerweise bis 61 kg, vertrat aber den verletzten Roger Heiniger. Mit einer beherzten Leistung sicherte er seinen Farben aber einen Mannschaftspunkt. Die Einsiedler führten also immer noch mit 14:13. Nun kamen allerdings Willisaus Top-Athleten Mavlaev und Portmann im Doppelpack. Mansur Mavlaev zeigte einmal mehr seine ringerische Klasse und kam mittels sehr schönen Beinangriffen zu punkten. Am Boden konnte er Routinier Yves Neyer mehrmals Durchdrehen, sowie eine Kopfklammer abfangen, welche beinahe zum Schultersieg geführt hätte. Der 20-jährige punktete den Einsiedler schliesslich aus und kam zum zehnten Sieg im zehnten Kampf. Im vorletzten Kampf machte Tobias Portmann mit Cyrill Kälin kurzen Prozess und feierte innert Kürze einen Sieg nach technischer Überlegenheit. Sein zwei Jahre jüngerer Bruder Michale zog gleich nach und siegte ebenfalls innerhalb der ersten drei Minuten gegen Sulayman Quaraishi mit schönen Wertungen. So gewinnen die Lions also mit elf Punkten Differenz und schieben die Tür zum Final bereits weite auf.

Machte mit seinem Gegner kurzen Prozess: Tobias Portmann agierte wie gewohnt mit viel Power (Foto JB).

«Zufrieden, aber noch Luft nach oben»

Die Verantwortlichen der RCW Lions waren mit dem Gezeigten grösstenteils zufrieden, fordern aber noch etwas mehr Konzentration. «Wir haben heute solide gerungen, müssen aber uns noch weiter steigern», resultierte Chef-Trainer Philipp Rohrer nach dem gewonnenen Hinkampf. «Bewusst haben wir darauf verzichtet, Athleten Gewicht abtrainieren zu lassen, dies gibt uns im Hinblick auf die Finalkämpfe zusätzlich Substanz», so der 37-jährige weiter. Die Lions konnten sich gar den Luxus leisten, auf die Top-Athleten Samuel Scherrer und Jonas Bossert zu verzichten. In der Garderobe wurden die Schwachpunkte des Kampfes gleich besprochen, diese will das Team bereits nächste Woche umsetzen und vor dem grossartigen Publikum zum sechsten Mal in Serie in den Final einziehen. Traditionell ging man am Sonntagmorgen gemeinsamen Brunchen, organisiert wurde der Anlass von Team-Leader Stefan Reichmuth. Es herrscht eine tolle Stimmung in der Lions Familie. Im anderen Halbfinale bleibt es spannend: Kriessern besiegt Freiamt knapp mit 17:14.

Matchprotokoll:

Ringer Website (swisswrestling.ch)

Kampf nachschauen:

2022.11.19 – RR Einsiedeln vs. RC Willisau Lions – Halbfinale – Premium League – YouTube