Die RCW Lions konnten auf die Niederlage im ersten Finalkampf reagieren. Und wie: Gleich mit 29:9 gewannen sie gegen Meister Kriessern und holen neben dem Serieausgleich auch das Heimrecht nach Willisau.
Die RCW Lions zeigten nach der 12:24-Niederlage im ersten Kampf die erforderliche Reaktion vor heimischem Publikum. Es war ein magischer Abend aus Willisauer Sicht. Am Schluss lag man sich im Lager der Willisauer Löwen in den Armen, zusammen mit den Fans feierte man den sensationellen Sieg ausgelassen. Das dezimierte Kriessern wurde vor gut 1500 Zuschauer von Beginn weg klar dominiert. Die Ostschweizer beklagen, wie zuvor die Lions, enormes Verletzungspech. Neben Marc Dietsche und Damian Dietsche musste auch Urs Wild passen. Es kommt also am Samstag zur grossen Finalissima in der heimischen BBZ Halle.
Makelloser Start
Der Grundstein für den Sieg wurde dieses Mal gleich zu Beginn gelegt. Dimitar Sandov liess dem jungen Ersatzmann für Urs Wild, Dorien Hutter, keine Chance. Mit seiner gefürchteten Armklammer und den Durchdrehern am Boden konnte er das erste 4:0 gutschreiben. Am gleichen Strick zog Marco Riesen. Der 31-jährige zeigte in seinem letzten NLA-Kampf noch einmal sein ganzes Repertoire. Er fegte Philip Hutter ebenfalls mit 15:0 von der Matte. In der Pause wurde Riesen noch für seine grossartige nationale und internationale Karriere geehrt.
Der Start gelang den Lions diesmal also mit 8:0 sensationell. Doch es wurde noch besser: Mansur Mavlaev zeigte sein riesiges Talent bis 61 kg Freistil. Mit blitzschnellen Täuschungen und Angriffen schickte er den unbequemen Christoph Wittenwiler klar auf die Verliererstrasse. Eine beachtliche und routinierte Leistung des erst 16-jährigen Sport-KV-Lehrlings. Dominik Bossert gelang es wie im ersten Final, dem Junioren-Vize-Weltmeister Ramon Betschart einen Punkt abzuluchsen. Leider verletzte sich Bossert kurz vor Schluss noch an der Rippe. Die Ostschweizer konnten also ihren ersten Sieg am Abend verbuchen.
Im letzten Kampf vor der Pause zeigte Michael Portmann seine grossen Defensivqualitäten. Mit seiner stabilen Standposition liess er den gebürtigen Ungaren Gabor Molnar verzweifeln und siegte mit 2:0 Mannschaftspunkten. Der Pausenstand lautete 14:5, was war den das für eine Halbzeit.
Vetsch ist Ringer des Abends
Im gleichen Stil ging es auch nach der Pause weiter. Teamcaptain Stefan Reichmuth liess dem grossgewachsenen Tobias Betschart keine Chance. Nach kurzer Zeit und zahlreichen Beinangriffen stand auch dieser Sieg nach technischer Überlegenheit fest. Gespannt war man auf das Duell zwischen Mirco Studer und Kaderringer Dominik Laritz. Studer schlug sich hervorragend gegen das grosse Talent. Er konnte mehrmals durch schöne Angriffe punkten, musste dem Ostschweizer jedoch ebenfalls Punkte zugestehen. Am Ende stand es 4:9 aus Sicht des Willisauers. Die Pflicht wurde jedoch mit dem Punktgewinn erfüllt.
Bis 79 kg kam es erwartungsgemäss zum Duell zwischen Jonas Bossert und Fabio Dietsche. Bossert musste zuerst in die Bodenlage, konnte aber mit seinem Spezialgriff gleich kontern und so die Führung an sich reissen. In gewohnt routinierter Manier spielte der 28-jährige die Zeit souverän runter. Grossartig erneut seine Leistung, dementsprechend wurde er vom Willisauer Anhang auch gefeiert. Der Sieg in diesem zweiten Finale stand nach diesem Kampf bereits fest. Nun blieb noch die Frage offen, wo der dritte Kampf ausgetragen wird. Dies konnte nach dem grossartigen Auftritt von Andreas Vetsch beantwortet werden. Verlor er letzte Woche noch unglücklich auf die Schultern, konnte er dieses Mal das Blatt wenden. Er konterte gegen den sehr offensiv-agierenden Leihringer Isa Usupov eine Aktion am Boden und konnte den gebürtigen Russen schultern. Nun brachen alle Dämme. Die Willisauer haben auch die 12-Punkte-Differenz wettgemacht. Viele trauten ihren Augen noch gar nicht. David Hungerbüher trat im letzten Kampf gegen Tobias Portmann gar nicht mehr an. Somit war der 29:9-Sieg wirklich Tatsache. Andreas Vetsch wurde verdientermassen zum Ringer des Abends erkoren. Diese Finalserie ist einmal mehr komplett verrückt!
«Finalissima» verspricht Krimi
Es kommt also wieder zu einem dritten Finalkampf, wie schon letztes Jahr. Zuerst musste man im Lager der Lions diesen grossartigen Sieg einmal verdauen. Klar, wurde im ersten Moment ausgelassen gefeiert und gejubelt. «Man spürte von Anfang an das Feuer in unserem Team, heute hat es einfach gepasst. Es ist das für uns gelaufen, was letzte Woche in Widnau noch gegen uns gelaufen war», resultiert Greco-Trainer Phillip Rohrer stolz. Natürlich wird man sich nicht lange ausruhen können, die Weichen werden bald auf den allesentscheidenden dritten Kampf gelegt. Dort wird die Lions ein anderes Kriessern erwarten. Einerseits wechseln die Stilarten wieder und die Verletzten Marc Dietsche und Urs Wild werden wohl in die Mannschaft zurückkehren. Es wird also wieder ein schwieriger Kampf mit knappem Ausgang erwartet. Dennoch: Die Leistung an diesem Abend war schlicht sensationell. Dies hatte wohl keiner den Lions zugetraut. Die Serie ist damit neu lanciert.